Ausgangslage
Die letzten Jahre war es nicht selten so, dass ich bei der Vorstellung die kommenden Osterferien oder auch die Wochen der Sommerferien mit den zwei Kerlen von morgens acht bis abends um 22Uhr alleine zu verbringen – sagen wir – sehr angespannt war. (Angestrengtes Gesicht, Schatten unter den Augen, verzweifelter Blick, wie wir aus dieser Notlage herauskommen sollten.)
Ich sah diesen Zeiten in der Regel nicht frohlockend und voller Vorfreude entgegen, weil ich wusste, dass es Tränen, Zanken und unerfüllte Bedürfnisse geben würde – auf allen Seiten. Eine Lösung fand ich dafür lange Zeit nicht. Es tat mir immer schon vorher unglaublich weh, wieder und wieder an den Ansprüchen an mich und meine Kinder zu scheitern.
Irgendwann kam mir dann Maria Montessori zugute und ich wusste, woran der damals Kleinste seine Freude haben würde; während ich mich mit dem Größeren mit ähnlichen, wenn auch anderen alltagstauglichen Übungen beschäftigen konnte. Daran hatten sie erstaunlicherweise unbändige Freude. Ich dann auch.
Was war in meinen Augen wichtig, ist mir aber nicht (immer ausreichend) gelungen:
* Beschäftigung – was sich im Kindergarten meist ganz automatisch ergibt.
* Ruhezeiten – nur Programm ist anstrengend. Kinder brauchen nicht nur Entertainment. Langeweile fördert Kreativität und muss ausgehalten werden können. Freies Spiel, Bücher anschauen, Löcher in den Himmel starren oder in der Ecke rumliegen tut manchmal einfach gut. Den Kids, weil sie so zum Verarbeiten des Gelernten kommen. Und auch mir: Wenn ich nur rotiere, mich aus den Augen verliere und für meine Kerle aufgebe, kann ich nicht mehr für sie da sein. Nicht zu den eigentlich gewünschten 100% (, die ja meistens auch nie erreicht werden – seien wir doch ehrlich.) Damit kommen wir zum nächsten Punkt:
* Ich-Zeiten – ohne sie geht es nicht. Für die eine zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Tag. Für die andere immer dann, wenn es gerade geht. Kaffee trinken, mit der Freundin telefonieren, künstlerisch aktiv werden, Themen recherchieren, ein Buch lesen, 30 Minuten ohne Unterbrechung duschen oder vielleicht sogar ein Bad nehmen, laufen gehen, bloggen – was auch immer.
* geliebte Zweisamkeit – 1. nicht vergessen, 2. vorbereiten und 3. durchziehen. Dabei haben wir häufig 2. und 3. im Blick. Vorbereiten bedeutet zum Beispiel, dass der Mann versucht zwischen Büro und FamilienHeimkehr 15-30Minuten Zeit zu finden, in der er den Kopf freikriegt. Mit dem Fahrrad nach Hause zu kommen, statt mit Kollegen oder eigenem Auto, bietet sich da sehr an. Manchmal wird auch gelaufen. Denn sonst, sonst kriegen wir hier nach einem harten Familienalltag auch noch AgenturStress ab. Für eine Familie nun wirklich kontraproduktiv.
* Familie sein – Streitigkeiten gehören dazu. In den Arm nehmen und vergeben ganz genauso. Wir lernen durch das Leben. Inzwischen bin ich schon viel besser in diesem Hinnehmen geworden. Ich mag es nicht, wenn gestritten wird. Ich mag es nicht, wenn sich meine Stimme erhebt. Aber manchmal ist es wie es ist. Viel entscheidender ist dann doch, ob wir es geklärt bekommen und danach liebevoll in die Arme nehmen können.
Aktuell: Sommerferienplan 2015
Der Zustand heute, meine Sicht auf die Ferien 2015 hat sich in den letzten Jahren entwickelt. Ich habe Dinge entdeckt und gelernt, die für uns als Familie lehrreich und wohltuend waren. Wir haben Erfahrungen gemacht, die wir – unabhängig davon, ob sie schön oder weniger schön waren – uns nutzbar gemacht haben. Daraus entstanden ist dieser Sommerferienplan und eine andere Perspektive auf die Zeit mit meinen Kindern und wie ich sie begleiten möchte. Obwohl, das stimmt so nicht. Wie ich sie begleiten möchte, wusste ich auch vorher. Es fehlte mir einfach noch ein wenig an der Umsetzung.
Das hier ist also dabei rumgekommen. Abhängig von den Interessen, Bedürfnissen und dem Entwicklungsstand meiner Kinder. Die kommenden Wochen werden wahrscheinlich viel zu schnell vorbeigehen…
Inhaltlich wird es um Themen wie, Pippi Langstrumpf, entdecken und forschen und eine Leseecke gehen. Auch werden wir uns eine Woche mit einem ganz bestimmten Tier auseinandersetzen. Welches das sein wird? Mal schauen. Sie haben sich noch nicht wirklich festgelegt, ob Raubkatze, Schnecke oder Regenwurm.
Umsetzen werden wir diese Dinge mittel ein paar wenigen einfachen Kriterien:
* Flexibilität. Ich kann mich auf diese Themen vorbereiten und wir beschäftigen uns mit diesen Themen, wann wir wollen. Keinen Druck. Kein Muss.
* Auswahl. Die Auswahl treffen wir gemeinsam. Nicht ich oktroyiere auf, sondern die Kerle bestimmen. Ich passe lediglich an, wenn ich zum Beispiel kein Material über den Regenwurm finden sollte.
* Vorbereitung. Ich stehe in der Bücherei, wälze Lexika und lerne mitunter auch eine Menge. Oder ich verbringe meine Zeit im Netz mit der Suche nach ganz konkreten Themen für diesen Sommer.
* Interessenabhängiges Lernen. Vielleicht entdecken wir etwas, das viel interessanter ist, als ein Tipi für die Leseecke zu bauen? Dann schmeißen wir den Plan um. Oder wir entdecken bei der Recherche nach der Schnecke, dass wir unbedingt noch herausfinden müssen, wie das mit den Muscheln ist. Wieso die unter Wasser atmen können. Atmen die überhaupt?
Und dann gibt es natürlich auch noch zehn Gutscheine. Für jeden einen für einen Filmabend, einen extra EisdielenBesuch, Spielplatz… Was den Kids gerade am meisten gefällt. Ein Blanko-Gutschein für jeden darf natürlich nicht fehlen. (Aahh – das reimt sich sogar!) Unser Plan kommt heute an die Wand und lässt zudem Raum die Tage bis zum 1. Schultag abzuhaken. Auf geht’s.
Ich freu mich so! Wir werden jede Menge spielen und basteln und so unglaublich viel dabei lernen. Am Wochenende haben wir eine Sonnenuhr gebaut. Die Kerle hatten so einen Spaß immer wieder auf die Uhr zu schauen, um dann schnellstens zur Uhr nach draußen zu laufen und die Uhrzeit zu markieren. Als sich dann am folgenden Tag herausstellte, dass die Uhr funktioniert – ganz ohne Wecker, Küchenuhr oder Handy – war die Begeisterung groß. Auch als einer der Striche sich nicht anbringen ließ, weil eine dicke Wolke den Schatten unserer Schraube verschluckt hat, waren die Jungs so fasziniert, dass ich ihnen unbedingt noch mehr von dieser Welt zeigen mag.
Meine Suche nach entsprechend gutem Material war mal mehr mal weniger effektiv. Daher habe ich mir überlegt über das ein oder andere Forschermaterial, das wir ausprobiert oder ich mir ausgedacht habe, zu bloggen. Die Suche war manchmal nicht nur erfolglos, sondern auch noch ermüdend und frustrierend. Vielleicht ist ja hier für den ein oder anderen von euch was mit dabei, an dem er seine liebe Freude haben wird.
Was macht ihr so im Sommer? Freut ihr euch auf die Wochen mit euren Kindern und eurer Familie? Gibt es bei euch überhaupt sowas wie Familienzeit? Wie bereitet ihr euch darauf vor?
Wir hatten zum Glück eine Spielstraße. So musste ich nur mit Kaffeetasse stundenlang draußen sitzen mit anderen Müttern und quatschen und die Kinder haben sich selbst entertaint und ihre Schnecken gesammelt und Blätterbuden gebaut. Abends haben wir dann noch zusammen gegrillt. Die Kinder hatten ja immer viele Termine in den Ferien weil ich fast nur getrennte Eltern kenne. So waren sie nie am Stück da die sechs Wochen. Ich hab mich immer gefragt, wie man das schafft. Die Trennung hatte echt Vorteile. :) Bauspielplatz ab 6 Jahre oder Märchentage, Kinderflohmarkt gibt es hier auch als Ferienprogramm. Schau doch mal in deinem Städtchen.
Oh man, das klingt nach viel Spaß! Bei der Sonnenuhr-Bastelgeschichte hätte ich gerne mitgemacht :)
Eigentlich kann man sich als Erwachsener für den eigenen Urlaub auch von der Liste was abschauen :)
Oh ja. Ich stelle fest, dass das voll mein Ding ist, weil ich auch so furchtbar gerne lerne und entdecke. Es wird auch mal an den Sternenhimmel gehen. Da musste ich gleich an dich denken!
Die Sonnenuhr ist eine tolle Idee! Ich kann mir den Spaß der Jungs vorstellen! Kommt unbedingt auf unsere To-Do-Liste!
Wir hatten in den Ferien das Glück, immer wieder Groß-Familien-Zeit zu haben. Immer jemand da, der mit den Kindern spielt oder tobt oder die Welt entdeckt. Ich konnte die Füße hochlegen und mal ein Buch lesen. Das würde ich mir auch für den Alltag viel häufiger wünschen!
Ein paar Highlights hatten wir im Programm, Kaulquappensuche und Eseltrekking zum Beispiel. Habe im Blog darüber berichtet.
Ich bin gespannt, von welchen Entdeckungen du berichten wirst. Viel Spaß!
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