Wie kamt ihr eigentlich dazu? Zu den drei Monaten? Oder zum WWOOFen? Auf die Idee? Als wir zurückkehrten war das die meist gestellte Frage, nach einem neugierigen: „Wie war’s?“
Ich musste jedes Mal neu überlegen, wieso wir uns diese drei Monate ursprünglich genommen hatten? Wie waren wir auf die Idee gekommen, drei Monate zu campen oder bei wildfremden Menschen mitzuarbeiten? Für mich war es in erster Linie ein Abschied nehmen, wie ich wieder daheim feststelle. Wir wollten schon seit ungefähr zehn Jahren „auswandern“. Irgendwo in Skandinavien ein Haus mit Grundstück kaufen und dort der Schnelllebigkeit und dem technologischen Fortschritt weitestgehend entfliehen. Im Laufe der letzten drei Jahre änderte sich bei mir was. Ich merkte durch die ganze Reduziererei, dass ich das, wonach ich mich sehnte, Freiheit, Unabhängigkeit und mein LebensTempo schon hier entdeckt, ausgegraben und verwirklicht hatte. Mehr und mehr. Ich brauchte dafür kein anderes Land und stellte außerdem fest, ich mag dieses Deutschland – weitestgehend. Seine Berge, Hügel, Gewässer. Den Schlag Menschen, unter dem wir aktuell leben.
Für mich wurde dieses „Auswandern“ immer abwegiger. Dennoch hatte ich das Bedürfnis, mich von diesem so lang ersehnten Wunsch gründlich verabschieden zu können. Außerdem mag ich es gerne einfach mal anders machen. Urlaub erschien mir langweilig. Etwas Neues dazu lernen, das liebe ich. Warum nicht direkt zur Quelle, und anschauen, erklären lassen und mit anpacken, wie Hochbeete gebaut, Pflanzen groß gezogen und Landgurken eingelegt werden?! Hinzukam, dass ich mir sicher war, dass es meinen Männern – durch die Bank – gut tun würde. Und: Ich hatte recht. Die kleinen Kerle haben enorme EntwicklungsSchübe hinter sich gelegt. Der Mann an meiner Seite war von Tag zu Tag entspannter geworden.
Ich bin froh und dankbar, dass wir es durchgezogen und uns nicht ins Bockshorn haben jagen lassen. Ich weiß aber auch, dass ich diese Art von Abenteuer vorerst nicht mehr brauche. Es war spannend, herausfordernd und nicht zuletzt anstrengend zu viert mit einem 08/15 PKW dieses Projekt durchzuziehen. Es hat sich durch und durch gelohnt und ich würde es genau so wieder machen.
Gleichzeitig stelle ich jedoch fest: Ich brauch es jetzt erstmal nicht mehr. (Klar, das schreibe ich heute. Ich hab keine Ahnung, was für eine Flause mir in einem Jahr ins Ohr geflüstert wird. Das sehen wir dann…)
Jetzt stehen wir im wahrsten Sinne des Wortes vor einem Haus, dass unsere kommenden Monate und Wochen bestimmen wird. Während ich von Tag zu Tag immer häufiger eine „ruhige Kugel“ schieben muss, nimmt die Arbeit nebenan (scheinbar) nicht ab. Immer mal wieder gibt es Gerüchte über desolate Zustände des Grundstückes (Da is‘ ’ne Grube im Garten, in die alles reingeschüttet wurde. Reifen, Bauschutt, Öl…), genauso wie tolle Nachrichten an uns herangetragen werden (Ihr Wasser ist großartig. 1 und 1. Von 100. – Was auch immer das genau heißen mag. Aber meine Frage: Ich kann das Wasser also aus dem Hahn trinken, wenn die Baustelle erst mal weg ist? – Ja, das können Sie auch schon jetzt. – Juchuhuuu!)
Außerdem entdecken wir immer Neues in diesem HausProjekt. Ein AbwasserRohr, das durchs ganze Haus entlang der abgehängten Decke verlief oder eine Borte auf dem Mauerwerk, die gut und gerne 50-60 Jahre alt ist.
Ihr seht, wir – zumindest ich – bin wieder voll und ganz in Deutschland und damit in eines unserer nächsten Projekte abgetaucht. Denn da ist ja noch die Schwangerschaft, der normale Alltag einer KindergartenMutti, mein Buch, das ich jetzt versuche selbst zu veröffentlichen und der Herbst wirbelt mir seine verbliebene bunte Blätterpracht um die Ohren.
Es gibt viel zu tun. Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen neugierig machen auf dieses WWOOFen. Wenn nicht, dann hat es ja vielleicht für ein wenig Unterhaltung ausgereicht? Das würde mich freuen. Des Weiteren werden wir uns hoffentlich auch in den nächsten BlogBeiträgen wiedersehen. Euer Feedback und spannende SelbstErfahrungen eurerseits sind natürlich weiterhin gerne ge“lesen“.
Hallo Rage,
ich fand es sehr interessant über euer Projekt zu lesen, genauso wie ich euer Hausprojekt spannend finde.
Das mit dem Lebenstempo, dass langsamer durch die Reduziererei wird, das unterschreibe ich. Das tut so gut! Bei uns hat der Garten, der zwar mit zusätzlicher Arbeit verbunden ist, noch zu einem weiterhin neuen Lebensgefühl gesorgt.
Ich hoffe, die Schwangerschaft verläuft gut und du kannst dir auch immer wieder ruhige Momente zum Genießen und Wahrnehmen freischaufeln.
Liebe Grüße
Nanne