„Heute ist der 11.11.2017 und damit findet auch unsere Challenge #nachhaltigwerden ein Ende.“ Das wollte ich eigentlich so schreiben, als ich mich an diesen abschließenden Artikel zur Blogchallenge von Susanne, Andrea und mir setzen wollte. Danke euch beiden für diese wertvolle Aktion! Allerdings, das mit dem Ende… das stimmt ja so nicht. Die letzten vier Wochen haben mir persönlich und allem Anschein nach auch vielen von euch gezeigt, dass es immer nachhaltige Ziele im Alltag zu verfolgen gibt. Jetzt geht’s erst richtig los.
Nachhaltige Ziele im Familienalltag
Jede aktuelle Situation, jede Familienkonstellation und auch jede Geschichte, die der Einzelne mitbringt sieht anders aus und führt in ihrer Gesamtheit zu einem komplett individuellen Familienalltag. Auch die damit einhergehenden nachhaltigen Ziele sehen dementsprechend unterschiedlich aus. Das wurde mir während unserer Challenge nochmal mehr bewusst.
Unterschiede in der Stadt und auf dem Land
Es macht einen Unterschied, ob ich in einer Stadt lebe und aufgrund ausgebauter Infrastruktur auf ein eigenes Fahrzeug verzichten oder das Fahrrad benutzen kann. Auf dem Land, mit einem dreimal am Tag im Ort erscheinenden Schulbus ist das nur schwer umsetzbar und würde einen enorm hohen zeitlichen Aufwand bedeuten. Mal abgesehen von der Logistik und der Vorstellung mittags in einem überfüllten Schulbus mit zwei kleinen Kindern und drei Taschen unter lauter Pubertieren zu stehen. Wobei in dieser gedanklichen Vorstellung noch nicht die Kindertagesstätte eingeplant ist. Denn theoretisch muss ich ja vor meinen Kindern wieder zu Hause sein, um meinem Care-Job für die Kids nachzukommen. Ach so, und eine halbe Stelle habe ich ja auch. Ich brauche einfach Zeit, an diesem Punkt eine Nachhaltigkeit zu entwickeln, die sich für uns als Familie im Alltag umsetzen lässt.
Umgekehrt ist es mitten in der Stadt scheinbar nur schwer vorstellbar mit den 150 Menschen aus dem einen Wohnblock, in dem ich lebe zu, sagen wir 90%, vernetzt zu sein. Sprich, sich gegenseitig bei den Einkäufen oder der Ernte von Apfelbäumen behilflich zu sein. Das fängt ja schon da an, dass es keine 30 Apfelbäume in Hamburg- oder Berlin- oder Münchenmitte gibt. Und es führt noch darüber hinaus. Für mich absolute Selbstverständlichkeiten, wie jeden im Dorf zu kennen, gibt es so nicht in der Stadt. Da kann es schon mal vorkommen, noch nicht mal so ganz genau zu wissen, wer sich hinter den 20 Parteien in einem Haus verbirgt. Natürlich hat dann auch das Wort Nachbarschaftshilfe eine ganz andere Bedeutung.
Ja, es gibt immer Ausnahmen. Im Dorf, in der Kleinstadt und auch in der Großstadt. Doch das oben Beschriebene war mein Eindruck während der Challenge und euren vielen tollen Texten, die ihr in Textform beigetragen habt. Allein diese unterschiedlichen Lebensumstände führen zu ganz einzigartigen Alltagssituationen und werden natürlich sehr individuell gelöst bzw. angegangen. In der Folge sehen nachhaltige Ziele sehr verschieden aus.
5 persönliche nachhaltige Ziele
Daher möchte ich euch hier mal zusammenstellen, was sich für mich und in der Konsequenz auch irgendwie für meine Familie an konkreten nachhaltigen Zielen aus der Challenge ergeben hat. Wobei ich darauf hinweisen möchte, dass diese Ziele verknüpft sind mit konkreten Projekten, an denen ich mich versuchen möchte.
Diese Projekte erfordern ganz oft Veränderungen und Umstrukturierungen der Logistik und Organisation unseres Alltags. Erst die Zukunft wird uns dann zeigen, ob diese Schritte für uns umsetzbar sind. Wenn nicht, gehen wir nochmal einen Schritt zurück und probieren etwas Neues aus ohne frustriert zu sein. Denn: Wir bleiben dran. Das ist DER Gedanke, in dem ich mich durch die Challenge wirklich bestärkt sehe und wie wir als Familie Nachhaltigkeit in unserem Lebenskonzept umsetzen.
Das Geniale an dieser Vorgehensweise ist die Erfahrung, dass unsere umgesetzte Nachhaltigkeit für Aufmerksamkeit sorgt. Insbesondere unser Scheitern. Gerade das Scheitern und unser Dranbleiben sorgen dafür, dass andere aufmerksam werden. Sie sehen, dass wir als Familie etwas fairändern wollen und es uns oft nicht auf Anhieb gelingt, wir trotzdem nicht streng mit uns sind. Dass uns Rückschläge und Fehlschläge nicht abhalten, sondern motivieren, es anders zu probieren. An dem Punkt gibt es dann oft diese Menschen um uns herum, die anfangen mitzudenken, Ideen haben und uns Vorschläge machen, wie es noch gehen könnte. Oft sind wir diejenigen, die dann diese Dinge ausprobieren und die anderen motivieren es auch zu versuchen. Schließlich war es ja ihre Idee.
Der erhobene Zeigefinger
Meistens fallen wir auf, weil wir davon überzeugt sind, dass ein erhobener Zeigefinger keinen Sinn macht. Das spornt an. Trotzdem muss ich gestehen und das ist für mich ein Punkt, den ich schwierig finde, der mir auch erst durch die Challenge nochmal vor Augen getreten ist: Wir können nicht bestimmen, wie ein Experiment oder ein Gedanke bei unserem Gegenüber ankommt. Selbst wenn es mir um mich und meine Familie geht, kann mein Gegenüber plötzlich diesen erhobenen Zeigefinger empfinden. Obwohl, das behaupte ich jetzt einfach mal, ich nie vorgehabt habe, den anderen zu verurteilen, zu maßregeln oder ihn das Nachhaltigere zu lehren. Ich kann ganz bei mir bleiben und dennoch fühlt sich der andere getadelt. Nachhaltige Ziele, die ich für mich formulieren, können immer auch als belehrend und beurteilend wahrgenommen werden.
Wie gehe ich damit um? Keine Ahnung. Auch hier probieren wir uns aus. Momentan versuche ich das auszuhalten, sensibel mit dem zu sein, was ich sage und schreibe und dennoch für mich und uns als Familie Position zu beziehen. Denn ja, mein Herz schlägt grün.
5 konkrete nachhaltige Ziele
So, und jetzt komme ich mal zu meinen fünf konkreten Projekten, die sich für mich aus der Challenge ergeben haben und mit denen ich fünf nachhaltige Ziele umsetzen möchte.
Einkaufen im Unverpackt Laden
Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass das Einkaufen im Unverpackt Laden ohne größere Kosten funktionieren kann und wir dadurch jede Menge Müll einsparen, muss ich mich der Realität stellen, dass wir
- noch nicht konsequent dort einkaufen. Das soll sich ändern. Und
- wir unsere Organisation als Familie in diesem Bereich tatsächlich verändern und anpassen müssen. Ein Essensplan, der unsere Mahlzeiten festlegt, macht einen Einkaufszettel möglich, der sich im Unverpackt Laden umsetzen lässt. Ohne weitere Einkäufe im Supermarkt sollte auch das Portemonnaie damit klarkommen. Wir probieren es aus.
Verzicht aufs Auto so weit es geht
Es ist gerade Herbst und dann kommt der Winter. Dennoch wird die konkretere Planung von Einkäufen es vielleicht auch möglich machen, weniger oft mit dem Auto mal eben noch einzukaufen. Außerdem spielen wir mit den Gedanken das Fahrrad dennoch häufiger fürs Vorankommen zu nutzen und noch mehr Fahrgemeinschaften zu suchen.
Mein Smartphone als Arbeitsgerät
Ja, mein Smartphone ist so eine Sache. Ich hatte mir nach der Übernahme des gebrauchten iPhones meines Schwiegervaters dazu entschieden, kein weiteres Neues zu kaufen oder gebraucht zu übernehmen.
Das war für mich das Wochenende in Hamburg ein großes Thema und erst die Begeisterung einer Fotografin für das, was wir in Sachen Nachhaltigkeit machen und ihr Argument, dass meine Inhalte auch mit professionellem Bildmaterial transportiert werden sollten, hat mich überzeugt.
Also habe ich nach einem Smartphone gesucht, dessen Werte und Unternehmen ich unterstützen mag. Dabei bin ich jetzt beim Shiftphone hängen geblieben und habe mal den Kontakt aufgenommen. Als Überbrückung nutze ich nun akut ein gebrauchtes iPhone, das mir eine Freundin verkauft hat. Das sind meine Lösungsversuche auch in diesem Bereich Nachhaltigkeit umzusetzen und ich weiß, dass das nicht die 100% sind, die ich mir wünsche. Aber meine Tätigkeiten als Freiberuflerin im Bereich Nachhaltigkeit machen dieses Arbeitsgerät aktuell unabdingbar. Zumindest ist das mein derzeitiges Empfinden.
Selbermachen von Putzmitteln
In meinem Haushalt haben viele Putzmittel für einfache Haushaltsmittel den Platz frei geräumt. Allerdings gibt es gerade keine Kastanien bei uns. Efeu hingegen schon. Also will ich dieses natürliche Waschmittel mal testen und mir außerdem meine eigenen Waschmittel mit Soda, Kernseife und Co zusammenstellen. Ohne Füllstoffe und Duftstoffe. Ich werde berichten und euch auf dem Laufenden halten.
Auch Spüllappen werde ich mir mal versuchen selber zu häkeln.
Weihnachtsgeschenke in Form nachhaltiger Haushaltsgegenstände
Wie gesagt: Die gehäkelten Spüllappen haben es mir angetan. Bei meiner Recherche im Netz habe ich viele tolle nachhaltige, selbstgemachte Seeligkeitsdinge entdeckt. Damit gehen wir hier ab diesem Wochenende in Produktion bzw. experimentieren erstmal ein wenig.
Unverpackt werden die Schönsten, Köstlichsten und Alltagstauglichsten Gegenstände an diejenigen verschenkt, die sich von Herzen darüber freuen. Auch dazu gibt es vielleicht eine kleine Ideensammlung in den kommenden Tagen.
Euer Feedback zur #nachhaltigwerden Challenge
So sah die #nachhaltigwerden Challenge für mich und meine Familie aus. Für mich persönlich konnte ich viel aus dieser Challenge herausziehen. Eure Bilder waren inspirierend! Ich bin immer noch total begeistert von meinen Gardinensäckchen und den selbstgemachten Spüllappen, die ihr mir geschenkt habt!
Was nehmt ihr aus dieser Challenge mit? Was fandet ihr richtig, richtig gut? Wofür hinterlasst ihr uns einen Buh-Daumen und habt Verbesserungsvorschläge? Und last but not least: Was sind eure nachhaltigen Ziele für die Zukunft und euer Lebenskonzept? Habt ihr auch nachhaltige Ziele für euch formuliert?
Fragen über Fragen. Ich freu mich von euch zu lesen. Kommentiert. Teilt und wenn ihr mögt, lest weiter. Unten gibt es noch drei Lesetipps für diesen Blog.
Ihr habt den Start der #nachhaltigwerden Challenge nicht mitbekommen? Dann hier entlang.
Letztes Wochenende war ich außerdem in Hamburg, um mich mit einigen Menschen über Nachhaltigkeit zu unterhalten und zu vernetzen. Einen Rückblick auf diese Veranstaltung habe ich hier verbloggt.
Die Idee für die monatlich stattfindende #5vor12 – Aktion findet ihr hier und startet hoffentlich im Dezember richtig zu. Dann könnt auch ihr wieder mitschreiben und euch unter dem aktuellen #5vor12 – Beitrag verlinken.
Hallo!
Finde ich super, dass Du weiter machst und Dir auch gleich ganz konkrete Ziele gesetzt hast. Ich glaube das ist das wichtigste, um etwas in den Alltag zu integrieren. Dass man sich ganz konkrete Ziele setzt, die auch erreicht werden können.
Herzlichen Glückwunsch zu Deiner erfolgreichen Challenge und zu Deinen Entscheidungen!
Ich bin jetzt endlich auch wieder von der Blogpause zurück und freue mich, wieder mehr bei Dir zu lesen.
lg
Maria
Leider konnte ich nicht immer an der Challenge so teilnehmen wie ich gerne wollte – das Leben kam mir zu oft dazwischen. Aber ich habe gerne mitgelesen und für mich so einiges mitnehmen können. Unter anderem die Idee mit einem Auto weniger ersetzt durch ein Lastenrad oder auch dein Tipp mit Shiftphone. Mein Fazit aus der Challenge ist das jedes bisschen zählt. Perfekt geht nur selten, aber jeder Kompromiss in die richtige Richtung hilft uns nachhaltiger zu leben und darauf kommt es ja an. Ich habe mal wieder einen Anstoss bekommen, viele tolle Ideen für mich mitnehmen können und bin hochmotiviert auch meinen Alltag noch nachhaltiger, minimalistischer zu gestalten. Also liebe Rachel vielen Dank für die Challenge, für die vielen Tipps und Anregungen!
Liebe Rachel,
leider konnte ich an dieser großartigen challenge nicht teilnehmen…Haus, Kinder und viele besondere Erlebnisse hielten mich davon ab. Ich nehme aber viele tolle Anregungen für mich mit und freue mich, dass du und so viele andere so engagiert sind. Ich werde auch einen (neuen) Versuch wagen, selbst Waschmittel herzustellen. Außerdem üben wir uns als Familie schon längere Zeit in Müllreduzierung und Plastikvermeidung.
Ich bin gespannt, was du weiterhin berichtest! Jede kleine Veränderung zählt und eure Challenge hat gezeigt, dass wir viele sind!
Viele Grüße,
Katha
Kurze Nachfrage: Wieso Efeu als Waschmittel? Meines Wissens ist Efeu giftig und mir wurde bezüglich der Gartenarbeit beigebracht, bei Efeu Handschuhe anzuziehen – wieso sollte ich dass dann als Waschmittel benutzen? Weißt du was darüber?
Apfelreste, Wasser und Zucker ergibt Apfelessig. Als Gesichtswasser, Verjüngungskur, Putzmittel. Efeu sehe ich auch kritisch. Kastanien sind in der Stadt voller Nickel. Brauche ich auch nicht. Hab mal gelesen, Nudeln kosten 9 Euro das Kilo im Unverpacktladen. mir wäre es aber auch zu umständlich ohne Auto da einzukaufen. 30% Müll bleibt angeblich wohl trotzdem. Kannst du nicht SoLaWi auf dem Land nutzen? Also einen Bauernhof in deiner Region unterstützen, dass sie Gemüse für dich anbauen und es günstig beziehen? Und Großpackungen mit mehreren. Ist in der Stadt echt teuer. Ich musste an einer Stelle in deinem Text lachen. Man erreicht die Hälfte der Menschen (ich zähle schon immer mit) in der Stadt nicht, weil sie verschleiert sind. Ich kann die Sprachen nicht. Ja, ich versuche immer so 3-5 Sachen umzusetzen. Scheitert aber oft im Zero Waste Bereich. An meiner nicht vorhandenen Ausdauer.
Servus Rage,
wir in unserer Familie arbeiten auch in kleinen, aber (möglichst) konsequenten Schritten. Zum Beispiel: vegetarische Ernährung. Die halten wir Eltern aus ökologischer wie auch ethischer Sicht für sehr wichtig. Da wir unseren Kindern aber nicht vorschreiben, was sie essen sollen, gab & gibt es bei uns immer mal wieder auch Mahlzeiten, die Fleisch- und Wurstwaren beinhalten. K1 denkt schon seit Jahren wie wir und verzichtet auf Fleisch. K2 und K3 sind dieses Jahr weitgehend nachgezogen. Das war für uns eine schöne, aber schleichende Entwicklung, für die ich rückblickend sehr dankbar bin. Auf Flugreisen konsequent zu verzichten wäre das nächste große Ziel. Ebenso weniger Auto. Aber auch wir wohnen auf dem Land…
Viele Grüße
Dieter
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