(Werbung.) Vor ein paar Wochen erhielt ich die Einladung nach Hamburg zum re:MIND Workshop von re:BLOG . Schon letztes Jahr durfte ich dabei sein, habe damals erstmals einen ScienceSlam gehört, Nadine Schubert während ihres Vortrages gelauscht und Kontakte in der Nachhaltigkeitsszene geknüpft. Damals wie heute war dieses Wochenende ein kleines Abenteuer für mich. Ein Microadventure würde Alastair Humphreys vermutlich sagen, der dieses Mal unter den Speakern war und mich nochmal an eine meiner Sehnsüchte erinnert hat. Abenteuer können tatsächlich ganz einfach, im alltäglichen Leben und vor der eigenen Haustür erlebt werden. Schon während der Planung dieser Reise, geisterte mir die Frage durch den Kopf, wie komme ich nachhaltig dorthin?
Der re:MIND Workshop in Hamburg
Neben dem abzusehenden „Kulturschock“ – weil vom Land – gingen mir eine Menge an Nachhaltigkeitsfragen durch den Kopf. Welche Reiseform ist die nachhaltigste? Wie nachhaltig ist eigentlich eine Übernachtung im Hotel? Wie nachhaltig muss ich selber eigentlich sein, damit ich ernstgenommen werde, mit meinen Anliegen? Wie nachhaltig sind die anderen? Wie ist das mit meinem Smartphone, das nun schon seit dem Frühjahr so langsam aber sicher seinen Geist aufgibt? Erst der wackelnde Bildschirm, dann die ständige Nicht-Erreichbarkeit und jetzt das dunkle Display, das es mir es nicht ermöglicht, schöne Bilder zu machen. (Ihr werdet es gleich sehen.) Welche nachhaltigen Themen würden an diesem Tag Möglichkeit haben, auf den Tisch gebracht zu werden?
Das Essen des re:MIND Workshops
Viele bekannte Gesichter, eine Reihe neuer Menschen, die ich an diesem Tag kennenlernen durfte. Das Hallo zu Anfang des Workshops war toll und das Essen ein Traum. Einstieg und Teil des „Herzlich Willkommen!“ im Otto Loft war ein Fingerfood-Buffet. Im Gegensatz zu letztem Mal: vegan und voller Genuss.
Ich kann mich noch dran erinnern, dass das letztes Jahr anders war und viele Vegetarier und Veganer nicht wussten, was sie essen sollten. Die Veranstalter hatten daraus gelernt, so dass es dieses Mal nur vegan Speisen zu genießen gab.
Dieses Mal also vegan, UND was ich wirklich toll fand: Die Mitarbeiter hatten wohl vorsorglich eigene Behälter mitgebracht, um möglicherweise anfallende Reste der Speisen mit nach Hause zu nehmen und für das Wochenende nicht mehr kochen zu müssen. Ob es diese Reste gegeben hat? Ich wage es zu bezweifeln, denn es war wirklich lecker. Also: Gegen Lebensmittelverschwendung und sehr nachhaltig.
Die Vorträge des re:MIND Workshops
Auch das Format der Vorträge haben die Macher überdacht. So gab es dieses Jahr für die Vorträge eine Moderation durch Hadnet Tesfai. Sie hat das witzig und sehr unterhaltsam gemacht. Vielen Dank an dieser Stelle für viel Lachen und wieder mit hineinnehmen.
Alle Vorträge waren super interessant und enthielten durch die Bank irgendwann plötzlich eine Frage, an der es hätte tiefer gehen können. Nur leider gab es die Zeit nicht her, an genau diesen Punkten einzusteigen.
Alastair Humphreys hat sehr ansteckend von seinen kleinen und großen Abenteuern des Alltags gesprochen. Wer hat morgen Lust mit mir in den Main zu springen? Wenn nicht, dann übernachten wir auf einem Berg im Freien? Vielleicht ja auch lieber im Wald? (Bei uns herrscht gerade Treibjagd – besser nicht.) Für mich hatten seine Gedanken etwas damit zu tun, dass wir dem echten Leben wieder näher kommen durch solche – in seinen Worten – Microadventures. Das lohnt sich.
Das Unternehmen trigema wurde von Bonita Grupp vorgestellt. Letztendlich war es ein Einblick in die Unternehmensgeschichte und eine Vorstellung des cradle-to-cradle-Prinzips. trigema bietet nämlich tatsächlich Kleidung an, die sich bis auf den letzten Faden kompostieren lässt. Fragen, die sich daraus ergaben: Wie sieht diese Kompostierbarkeit in der Umsetzung aus? Denn die Recyclingmaschinen von Entsorgungsunternehmen können diese T-Shirts bislang nicht erkennen und damit nicht kompostieren. Wenn ich da an unsere Biotonne und die Tiere denke, die bei uns zum Einsatz kommen. Was nun? Doch darauf gab es keine zufriedenstellende Antwort und auch keine Idee.
Ein gemeinsames Träumen und Großdenken, das hätte mir sehr gut gefallen. Ähnlich ging es mir bei dem Vortrag von Raffael Fellmer, der in Berlin gerade seinen ersten Food-Outlet auf die Beine stellt. Wie können andere Menschen und Regionen von seinen Erfahrungen profitieren? Wie könnte gegenseitige Unterstützung in diesem Engagement aussehen? Ich hatte es zweimal angesprochen. Einmal vor versammeltem Publikum und einmal persönlich. Vielleicht wird die Zukunft ja eine Gelegenheit bieten, hieran anzudocken. Ich werde die kommenden Wochen nutzen und mich einlesen. Außerdem spinne ich Kontakte in der Region. Mal sehen, was sich für uns und das Hinterland ergibt.
Sophia Hoffman hat in ihrem Vortrag beim re:MIND Workshop hinsichtlich des veganen Vergnügens ein bisschen aufgeräumt. Das hat mir sehr gut gefallen. Zumal sie feststellte, dass vegan zu essen auch äußerst ungesund verlaufen kann: Pommes, Cola, Kekse. Was ich auch toll fand, obwohl wir damals ja fast vegan nach Schweden WWOOFen gefahren sind, dass Ersatzprodukte, Verpackungsmüll und Soja-Fertig-Fleischersatze mit Vorsicht zu genießen und skeptisch in den Blick zu nehmen sind. Das hat mir SEHR GUT gefallen. Ihre Unterstützung bei den Gerichten für das Event bezeichnete sie als Feinschliff: Es war LECKER! Danke an alle Köche!
Meine Plastiktüten-Frage
Bei der Diskussionsrunde des CR-Teams der Otto-Group gab es auch die ein oder andere Frage, die mir keine Ruhe gelassen hat. Eine habe ich mich letztlich getraut zu stellen und sie betraf die weiterhin in Plastik verpackten Kleidungsstücke. Wieso ist das heute immer noch so? Wenn Otto sich doch endlich auf den Weg gemacht hat und auch letztes Jahr das Thema Plastik das Fokusthema des Workshops war? Die Antworten hinsichtlich Logistik und Produktion als Begründung für diesen Umstand waren mir persönlich nicht ausreichend. Die Aussicht, dass recycelter Kunststoff in Zukunft vielleicht in die Pappschachtel gemischt wird, noch weniger.
Ich sehe, dass Otto sich nach den Schilderungen des CR-Teams auf den Weg gemacht hat. Es ist gut und notwendig für einen Wandel, wenn große Unternehmen mitgehen und losgehen. Das schätze ich. Als Nachhaltigskeitstante und Minimalistin muss ich jedoch sagen: Solange das Plastik zum Verpacken genutzt wird, verzichte ich lieber oder suche nach Alternativen.
Wir haben unser Gespräch von letztem Wochenende verschoben auf eine der Pausen. Doch leider kam es nicht mehr zu einem Austausch. Schade. Vielleicht beim nächsten Mal? Interessieren euch solche Fragen auch? Sonst ruf ich nur für mich und meine Gedanken dort an.
Impressionen zum re:MIND Workshop
Die Eindrücke von diesem Wochenende habe ich euch mi Bildern versucht festzuhalten. Es war ein tolles Wochenende. Ich mag Hamburg sehr, die Seeluft, den Hafen. Ich bin fasziniert von der Logistik und dem Netz der öffentlichen Verkehrsmittel. WOW! Auch die Möglichkeit sich an verschiedenen Ecken in Hamburg ein Fahrrad zu leihen und von A nach B zu kommen: Top!
(Seht ihr? So viel zu meinen gestochen scharfen Bildern…) Im Netz habe ich zwiespältige Eindrücke von dieser Konferenz mitbekommen. Die einen, die total begeistert waren, die anderen, die sehr bewusst auf eine Teilnahme verzichteten.
Was ich dazu denke? Ich glaube, wir müssen alle miteinander ins Gespräch kommen. Ich kann so manche Zurückhaltung und die jeweilige Begründung nachvollziehen. Wir haben jedoch nur diese eine Welt. Die aktuelle Challenge #nachhaltigwerden hat mir einmal mehr vor Augen geführt: Es kommt auf JEDEN EINZELNEN an. Nicht nur die Unternehmen, aber auch! Und auch Otto besteht aus Einzelnen. Eine Teilantwort auf meine Plastiktüten-Frage war auch, dass wir uns gerne über Alternativen und neue Ideen austauschen können. Das ist doch was.
Wenn es dazu kommt, wofür ich persönlich sehr offen bin, dann sehe ich das als Gewinn.
Was denkt ihr? Sagt und schreibt es hier. Ich möchte gerne wissen, was ihr denkt.
Hallo Rage,
danke für deine Einblicke in diese Veranstaltung. Ich hatte eine Einladung, habe aber nicht teilgenommen. Dafür gabs 3 Gründe:
Der wesentlichste Grund war eine Bauchentscheidung: Ich hatte keine Lust, gegen Übernahme der Kosten von Anreise, Übernachtung- und Verpflegung entsprechend Werbung zu machen. Logisch könnte ich 1000 Gründe dafür und dagegen anführen, aber genau genommen: Ich habe den Luxus, von meiner Webseite nicht leben zu müssen und hatte darauf einfach keine Lust darauf. Punkt.
Dann bin ich zwar heute auch deutlich nachhaltiger unterwegs als früher, mir ist dies auch wichtig, aber soooo viel ist das aus meiner Sicht nicht. Ich habe mir angewöhnt, in kleinen, aber möglichst konsequenten Schritten zu verändern. Aber da gibts wirklich nachhaltigere Leute, als mich. Über Nachhaltigkeit gebloggt habe ich aber noch nie. Ich fand es daher einfach übertrieben, wenn ich mich dann mit diesem Thema so weit aus dem Fenster lehne.
Es war fast unmittelbar nach der Minimalkon. Zwei Veranstaltungen mit sehr vielen Menschen so zeitlich nah beieinander war mir zu viel. Ich habe nicht beruflich mühsam meine Arbeitszeit reduziert, damit ich in der Freizeit dann volles Programm mache.
Dass du auf Verzicht von Plastiktüten hinweist, finde ich eine super gute Sache. Wenn Otto so eine Veranstaltung macht, erwarte ich schon, dass sie sich dann auch selbst konsequent um das Thema Nachhaltigkeit bemühen. Darüber reden ist eins, tun das andere. Und in diesem Bereich zählt einfach das Tun und zwar konsequent. Man könnte auch sagen: „Die Geister, die ich rief…“
Liebe Rage,
das Thema Kleidung, die wir online shoppen ist ein sooo großes. Die Plastikverpackungen sind natürlich ein wesentlicher Punkt in der Diskussion neben der Art und Weise der Herstellung, der verwendeten Farben, der chemischen Behandlung und der Qualität…
Otto und all die anderen Konzerne, die so ihre Waren anbieten suggerieren uns als Verbraucher, dass wir genau so beliefert werden wollen. Die Konzerne haben gar keinen so großen Druck, etwas zu ändern, bis von politischer Seite Druck kommt. Das wird erst fünf vor zwölf passieren, nicht wahr?
Deshalb schreie ich es mit dir gemeinsam raus in die Welt: ES KOMMT AUF JEDEN EINZELNEN AN!!! Revolution von unten!!! Wir müssen viele einzelne sein, die nicht mehr unbewusst konsumieren wollen. Wir müssen viele einzelne sein, die hinterfragen und kritisieren, und zwar an den Stellen, wo es gehört werden muss.
Lass dich nicht ab- und aufhalten in deiner Überzeugung, es ist eine gute und wertvolle!!!
Aber ist es nicht schon fünf vor zwölf nur wir wollen es nicht wahrhaben? Die Durchschnittstemperatur ist schon gravierend gestiegen, die Meere sind voll von Plastikmüll… Es gibt schon Inseln, die den Anstieg des Meeresspiegels massiv spüren…
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