Für diesen Sommer hatten wir uns ein ganz besonderes Projekt vorgenommen, das schon seit Jahren darauf wartet umgesetzt zu werden. Tatsächlich ist es auch neben unserem damaligen Nordkap-Abenteuer eines der Projekte, das sich in die Rubrik „nachhaltig reisen“ hätte einordnen lassen.
Nachhaltig reisen auf dem Rad
Wie in einem der Artikel vor unserer großen Sommerpause angedeutet, wollten wir als Familie im Sommer mit den Fahrrädern unterwegs sein. Dafür hatten wir im Vorfeld tatsächlich mehrmals längere Strecken trainiert und wussten: Die Kids konnten aus dem Stegreif 20-45 Kilometer fahren. Die beiden älteren. K3 würde im Fahrradanhänger durch die Gegend chauffiert, was für meinen Mann und mich ein wenig mehr Last bedeutet hätte, aber machbar. „Hätten wir“ ist nun das Wort der Stunde, denn zu diesem Abenteuer kam es gar nicht erst.
Als Gründe dafür wären einige aufzulisten: Mai und Juni waren zwei Monate, in denen sich sowohl beruflich als auch familiär unglaublich viel verändert hat. Wir hatten mit Erschöpfung zu tun, ich habe mich beruflich nochmal umorientiert und merke, dass ich endlich ankomme. Dieser Moment nicht zu wissen, wohin es geht, was einen denn nun wirklich ausmacht und ob man die richtige Entscheidung getroffen hat, zerrt am Innersten. Zumindest ist das mein Erleben. Wenn ich soweit bin und es euch interessiert, gibt es dazu einen eigenen Blogartikel. Denn HIER, geht es heute ums nachhaltig reisen als Familie.
Unser Plan mit dem Fahrrad
Unser ursprünglicher Plan für diesen Sommer sah wie folgt aus. Wir nehmen zwei Wochen Sommerurlaub. In der ersten Woche lassen wir uns mit dem Auto bis nach Rotterdam fahren. Von dort radeln wir den Nordseeküstenradweg Richtung Deutschland bis etwa Emden. Da wir jeden Tag etwa 50-70km hinter uns bringen, können wir nach einer Woche mit dem Zug ins Münsterland fahren, um dort unser geparktes Auto mit den Rädern zu beladen und die noch anstehende Woche im schwedischen Ferienhaus zu verbringen. DAS, war der Plan.
Doch dann kam alles anders.
Unsere Alternative für den Familienurlaub
Für eine gewisse Zeit war nicht mal klar, ob wir überhaupt dieses Jahr Urlaub machen können. Doch der Reihe nach. Nachdem wir aufgrund unterschiedlichster Dinge nicht mehr zu Training kamen, war klar, dass 40km das äußerste an Fahrzeit sein konnte.
Daher versuchten wir die Route und auch die Übernachtungen umzustecken. Irgendwann gestanden wir uns ein, dass da gar keine Kraft mehr war, um im Urlaub Fahrrad zu fahren. Wir waren alle viel zu erschöpft und ausgelaugt von den Verpflichtungen und Umständen der vorangegangenen Wochen. Fahrrad fahren würde einfach nicht funktionieren.
Wir disponierten um, verlängerten den Aufenthalt im Schwedenhaus und stellten plötzlich fest: Wir hatten den Moment erreicht, nach dem wir uns nun schon sooo unglaublich lange gesehnt hatten. Beide arbeiten wir im Homeoffice, wir könnten auch einfach drei Wochen woanders unterwegs ohne dass diese Zeit der Abwesenheit „nicht gern gesehen“ wird.
Also ließen wir kurzerhand alles hinter uns. Die furchtbar anstrengenden Wochen von zuvor und machten uns auf den Weg in den Urlaub. Die Hinreise war anstrengend: Viele Kilometer Stau, zuerst ließ sich das SUP nicht auf dem Autodach fixieren. Ich war vorher noch auf der Arbeit. Es gab so einiges, das es uns einfach machte zu flüchten.
Die Top Ten, um nachhaltig zu reisen
Im Urlaub ankommen fuhren wir so schnell wie irgendmöglich runter. Nach kurzer Zeit merkte ich, dass ich das Leben zu Hause mit all seiner Nachhaltigkeit wieder schätzen lernte. Einiges ist im Alltag viel leichter grün umzusetzen als im Urlaub. Das fängt schon bei ganz banalen Dingen wie Getränken an oder hört auch bei der Wahl der Verkehrsmittel nicht auf.
Hier mal unsere Top Ten in Sachen „nachhaltig reisen“
- Verzicht auf Verkehrsmittel, deren Fußabdruck niemals nicht rückgängig gemacht werden kann.
- Müll aufsammeln: Ja, es ist nicht mein Müll, aber mein Lebensraum.
- Zelten und schlafen unter freiem Himmel ist definitiv besser als die Übernachtung in einem vollklimatisierten Hotelzimmer.
- Unterstützend weiterhelfen kann dabei das Buch „Camping Glück“ – Nicht das einzige Buch, das mich diesen Sommer neugierig gemacht hat. Auch das Buch „FAIRreisen. Das Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen“ von Frank Herrmann, ist mir erstmals diesen Sommer vor die Augen gekommen, dabei ist es schon 2016 im oekom Verlag erschienen. Hier mal der Link.
- einfach reisen – Was fällt mir leicht, was tut mir gut? Die drei e’s – einfach mal umsetzen: erholsam, entspannend und entschleunigend.
- regional essen – im Urlaub ist das für mich eine der größten Herausforderungen! Zuhause im Alltag habe ich mir über die Jahre hinweg ein Netzwerk aufgebaut, dass es mir möglich macht, möglichst wenig Verpackung zu kaufen, zu bezahlen dann doch wieder zu entsorgen.
- Wasser – am See, am Meer – Uns zieht es aufgrund der Sonneneinstrahlung im Sommer immer eher in den Norden und in kühlere Gefilde. Dieses Jahr ist das mal so richtig nach hinten losgegangen. Wenngleich ich finde, dass es sich in Skandinavien bei 36° Grad besser aushalten lässt. Sonnencreme musste wir keine verwenden, einfach weil wir erst abends um 18:00 Uhr oder früh morgens in den See gesprungen sind. Das schön: Die Fische haben sich gefreut ohne Sonnencreme auszukommen und wir hatten unsere Ruhe, waren zu den Zeiten oft die einzigen am und im Wasser. Oh wie ich das genossen habe.
- Proviantlösungen – wie kommen wir gut an Wasser oder Getränke, ohne fortwährend aus Plastikflaschen trinken zu müssen? Dieses Jahr haben wir tatsächlich überwiegend aus einem Brunnen getrunken. Wasser habe ich in Schweden bislang nur in Plastikflaschen gesehen. Zwar in allen Geschackssorten, aber nicht in Behältern aus Glas, es sei denn, die Flaschen hatten eine Größe für etwa 0,3ml Inhalt. Für einen heißen Sommer nicht so gut geeignet, weil viel zu wenig.
- Zeltalternativen – BW oder PVC-frei? Wir haben diesen Sommer ein Zelt von VAUDE ausprobiert. Den Artikel dazu gibt es demnächst ebenfalls hier zu lesen und ich zeig euch mal ein paar unserer Bilder, mit dem schönen Teil.
- Fahrrad – E-Bike oder Nicht-E-Bike. Das ist hier die Frage. Eine Bekannte hat mir lange vor den Sommerferien ein paar super spannende Links zukommen lassen wie sich das alte Bike zum E-Bike aufrüsten lässt. Grundsätzlich sind wir viel Fahrrad gefahren und haben damit unseren Fußabdruck auch im Urlaub gering gehalten.
Grünes Potential nach oben?
Immer! Immer wieder denke ich darüber nach, wie sich ein Häusertausch anfühlen würde? Wäre das nachhaltig reisen? Ob ich dazu bereit wäre? Oder ich denke darüber nach im Fjell Norwegens unterwegs zu sein. Wandern als Familie. Dieses Jahr hat sich diese Sehnsucht danach mal wieder verstärkt, weil Freunde von uns dort unterwegs waren und ich diese Landschaft so sehr liebe! Hier mal ein Link zu einem Video, wie es dort ist. Vielleicht lässt sich dann nochmal mehr nachvollziehen, wieso es mich so sehr dorthin zieht.
Was sind deine Top Ten?
Das sind meine Top Ten, um nachhaltig reisen ernstzunehmen. Außerdem haben sich diese Punkte für uns als Familie total bewährt. Inzwischen sind sie so drin, dass wir gar nicht ohne sie können. Ganz auf Auto oder Equipment haben wir bislang nicht verzichtet und hatten auch nicht den Anspruch das zu erreichen. Seit zwei Jahren brauchen wir den Urlaub und diese Auszeit als Familie, um wieder zu Kräften zu kommen. Entweder wir fahren in den Urlaub auf möglichst grüne Weise oder aber wir genießen unsere kleine grüne Oase, die zu unserem Haus gehört. Das kann ebenfalls sehr entspannend und erholsam sein.
Was sind deine Top Ten „grün unterwegs“ zu sein? Wie sieht dein nachhaltig reisen als Familie aus?
Hallo Rachel,
Eigentlich bin ich eine lange stille Leserin- aber dieser Bericht von dir lässt mich auch unseren diesjährigen Schwedenurlaub Revue passieren! Und zieht es auch jedes Jahr aufs neue mach Skandinavien- es ist einfach traumhaft schön dort und man kann so gut runter kommen und sich erholen vom stressigem Alltag! Wir waren mit dem Wohnmobil unterwegs und haben am Ende des Urlaubes einen wunderschönen nachhaltigen Campingplatz entdeckt- direkt an einem See gelegen- ohne Strom und ohne fließend Wasser- Wasser konnte man sich mit einer Handpumpe abfüllen- auch zum duschen! Es gab Kühlkeller zur Lagerung der Lebensmittel! Man hatte das nötigste an Comfort und das war absolut ausreichend- es war so angenehm entspannt dort weil einfach elektronischen Geräte liefen! Wir lebten einfach im Einklang mit der Natur- einfach wunderbar! Vielleicht wäre sowas auch was für euch! Liebe Grüße aus dem Norden von Henrike
Oh das hört sich super an. Magst du mir mal die Adresse dieses Campingplatzes durchgeben? Hier oder gerne auch via E-Mail? Wie du lieber magst. Wir sammeln alle guten Tipps und fahren sie bei Gelegenheit dann auch mal an… ;)
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