Als Familie. Auf dem Land. Heute. – Nee, also heute geht das nicht. Morgen, morgen vielleicht. Ich muss noch einkaufen und ich habe heute nicht so viel Zeit. Heute schaffe ich es nicht ins Nachdorf zum Bio-Hofladen und dann auch noch zum UnverpacktLaden im Nachbarort. Außerdem ist das ja ein viel höherer Benzinverbrauch. Beim nächsten Mal bin ich besser vorbereitet. Nachhaltiger Konsum im Alltag – ist nett. Aber nicht umsetzbar für mich und meine Familie. Nicht heute.
Nachhaltiger Konsum als Familie erfordert Planung
Doch. Es geht. Dieser Artikel ist entstanden im Rahmen einer Blogparade, die den Titel #byebyeschweinehund trägt. Sie wurde vom Projektteam „Der nachhaltige Warenkorb“ initiiert und trifft den Kern des Problems. Denn obwohl so viele Menschen, insbesondere so viele Deutsche davon überzeugt sind, wie sinnvoll es ist, Ressourcen zu schonen und Energie zu sparen, weniger Müll zu produzieren und biologische Nahrungsmittel zu verzehren, ist der Anteil der Veränderer oftmals schwindend gering.
Woran liegt das? Und was lässt sich daran ändern? Gibt es praktische Tipps und Strategien? Welche Pille hilft, dass mehr als ein Trend, ein gesellschaftlicher Wandel einsetzt?
Meine These lautet, dass es mit Planung und einer bewussten Entscheidung funktionieren kann. Es geht. Voraussetzung: Wir lassen uns darauf ein und sagen: „Adé Schweinehund!“
#byebyeschweinehund
Dieser blöde Schweinehund, ein Teil von uns, lässt uns immer wieder faule Kompromisse eingehen. Die Betonung liegt auf „faul“. Denn erst kürzlich habe ich auf einem meiner Vorträge dazu berichtet, dass wir tatsächlich immer wieder auch Kompromisse eingehen. Eingehen müssen. Manchmal sind diese Kompromisse sinnvoll, manchmal sind sie faul, weil ich mich von meiner Bequemlichkeit im Denken und Handeln leiten lasse. Also heißt es, dem Schweinehund erstmal die Haustür zu öffnen und ihn auf die Straße zu setzen. Ist die Tür wieder zu, lässt sich viel einfacher planen, wie nachhaltiger Konsum in meinem Alltag mit Familie funktionieren kann.
Mit Planung
Bevor ihr euch von diesem Wort abschrecken lasst: Es geht nicht um Planung, die bis in Detail geht, mich an einem Konzept festhalten lässt und total unter Druck setzt. Es geht darum, wie ich mir meinen Alltag gestalte und arrangiere, so dass ich gar nicht anders kann und will als nachhaltiger zu konsumieren.
Hier mal meine 5 Tipps, die ich euch als Fragen formuliert habe.
Was soll nachhaltiger werden?
Will ich, dass mein Haushalt und unser Alltag plastikfreier wird? Möchte ich Strom sparen und auch den Anbieter wechseln? Möchte ich weniger konsumieren? Will ich keine Unmengen an Müll mehr produzieren? Wollen wir aufs Fleisch essen verzichten? Wollen wir weniger Auto fahren? Möglichkeiten gibt es viele, wie z.B. das Stromsparen mit dem Sonnenglas, der Gebrauch von Stoffbinden oder das Innehalten vor dem nächsten Klamottenkauf.
Ich muss nicht alle Dinge gleichzeitig anfangen. Es reicht doch erstmal mit einer Sache zu beginnen und sie auszuprobieren. Mal schauen, wie weit wir kommen. Wieviel Freude, Zufriedenheit und Motivation sie mit sich bringen kann.
Was will ich erreichen?
Mal angenommen ich habe mich dazu entschieden, dass wir uns unserer familiären Müllproduktion widmen. Was will ich denn genau erreichen? Will ich weniger Verpackungsmüll? Soll die graue Tonne nur noch einmal alle zwei Monate rausgestellt werden? Wollen wir gar keinen Restmüll mehr haben? Brauchen wir einen Kompost?
Es macht Sinn, wenn Ziele schnell in naher Zukunft erreichbar sind. Das hängt natürlich davon ab, an welchem Punkt von nachhaltigem Konsum ihr euch befindet. Fangt ihr ganz von vorne an, dann ist es sinnvoll, sich nicht unbedingt das Ziel zu setzen, in einem Monat gar keinen Müll mehr entstehen zu lassen. Die Motivation sinkt sehr schnell und meistens langfristig, wenn ihr euer Ziel nicht erreicht. Das frustriert und es dauert, bis ihr wieder genügend Energie zum Weitermachen gesammelt habt. Als nächstes stellt sich die Frage,
wie komme ich zu meinem Ziel?
Wie ist der Weg? Wie schaffe ich es, dass wir nur noch zwei gelbe Säcke im Monat rausstellen? Das könnte ja ein Ziel sein. Verzichte ich zunächst auf möglichst viele Fertiggerichte, spare ich Unmengen an Müll ein. Oder ich suche nach der Alternative im Glas, die dann zum Altglas-Container geht.
Dann verzichte ich noch auf alles an Gemüse, was eingepackt ist. Schnell wird sich herausstellen, dass fast alles eingepackt ist. Zumindest, wenn ich Bio-Gemüse und -Obst einkaufen möchte. Nachhaltiger Konsum sieht anders aus, oder?!? Gehe ich also erstmal diesen Kompromiss ein und frage als nächstes im Bekanntenkreis nach: „Wo kauft ihr euer Gemüse? Es darf nicht zu teuer, soll aber regional hergestellt sein. “ Mal mehr, mal weniger schnell tun sich entsprechende Unternehmen in der Region auf – ich bin mir sicher. Uns hat auch die Recherche im Internet immer weitergeholfen.
Was oder wer könnte mir dabei helfen?
Was mach ich, um dran zu bleiben? Ich suche mir Unterstützer. Es ist tierisch anstrengend, wenn ich im Bekanntenkreis bei den Menschen nachfrage, die entweder keinen Sinn und Zweck hinter meinem Handeln sehen oder aber die alles viel, viel besser wissen. Es macht Sinn mit Fingerspitzengefühl an diesen Teil der Fragen zu gehen. Ich habe mir in der Tat viele begeisterte Menschen im Netz gesucht und nur Schritt für Schritt auch Menschen hier in meinem Umfeld gefunden, denen nachhaltiger Konsum ähnlich wichtig ist.
Gemeinsam können wir uns motivieren und helfen, wenn wir nicht weiterkommen. Oder wenn jemand die Tür hat offen stehen lassen und der Schweinehund ist wieder reingekommen.
Womit fange ich jetzt an?
Die Betonung liegt auf jetzt und ich habe bewusst nicht nach dem Zeitpunkt gefragt. Für meine Familie und mich habe ich entdeckt, dass wir immer sofort loslegen müssen. Der nächste Einkauf muss darauf ausgelegt sein, möglichst keinen Verpackungsmüll dabei zu haben. Ich will Alternativen finden. Dafür plane ich Zeit an und begebe mich auf die Suche, sobald es geht. Und wenn der Schweinehund an die Tür klopft, dann heißt es #byebyeschweinehund.
Ausblick
Wie geht ihr vor? Habt ihr weitere Ideen, Tipps und Tricks, auf das nachhaltiger Konsum Alltag im Leben von noch mehr Menschen werden kann? Dann macht doch auch bei dieser #blogparade mit. Sie findet im Zeitraum der Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit (30.05. – 06.06.2017) statt. Im Anschluss daran, eine Woche später, geht es hier mit einer weiteren großen Challenge für Nachhaltigkeit weiter. Kommt vorbei, lasst uns miteinander vernetzen, damit wir uns für mehr Nachhaltigkeit und Green Living stark machen können. Mehr Infos dazu, gibt’s am Wochenende.
Witzig. Ich beobachte auch gerade täglich meinen Müll und habe eine zweite Papiertonne fürs Haus bestellt. Das war immer mein Traum. Ging ganz einfach. Sie ist schon da. Wunderbares Gefühl. Ich darf sogar meinen Namen draufschreiben. Mache ich aber nicht. Mein zweiter Kaufnixmonat. Da merke ich ehrlich gesagt nix von. Fast schon zu einfach. Und das Ausmisten geht weiter hier. 3 Sachen repariert heute. Das macht so Spass!
Lg Tanja
Ich habe eine Bio-Gemüse und Obstkiste abonniert. Sie wird mir einmal die Woche ins Haus geliefert (in einer Leihkiste) und schlage damit zwei Fliegen mit einer Klappe: keine Plastikverpackungen und regionale Bioprodukte. Love it!
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Ich finde es toll, dass du so ausführlich über dieses Thema berichtest. So erreicht man bestimmt noch mehr Menschen, die mit aufs Boot aufspringen.
Ich bin so froh, dass es in meiner Nähe einen Bioladen mit regionalen Obst und Gemüse gibt. Vieles baue ich mittlerweile selbst in meinem Garten an und es macht so viel Spaß etwas Neues dazuzulernen.
Ich habe auch erst zu einem Stromanbieter (dieser hier) mit grünem Strom gewechselt. Das ist eine der einfachsten Möglichkeiten, um etwas für die Umwelt zu tun und es erfordert nicht einmal viel Aufwand.
Alles Liebe,
Kerstin
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