Immer mal wieder wird in unserem Haushalt das Thema Zeit Mittelpunkt der Debatten. Der Große hat inzwischen ein gewisses Zeitverständnis entwickelt und kann die Uhr lesen. Die anderen beiden haben noch gar kein Zeitverständnis, was ich total schön finde, auch wenn das manchmal ein wenig anstrengend sein mag. „Wie lange noch, Mama?“ – „Sind die 10 Minuten schon vorbei?“ … Als ich meinte, dass sich die Uhrzeit auch von der Sonne ablesen ließe, wollten alle mehr über diese Sonnenuhr erfahren.
Sonnenuhr
Auf einmal geht (manchmal) alles ganz schnell. Bei einer der längeren Diskussionen fiel auch das Thema Uhren. Was es für Uhren gibt: Eieruhr, Küchenuhr, Armbanduhr, Handy (neuerdings eben auch). Ich glänzte mit der Sonnenuhr.
„Sonnenuhr? Hääääh? Da weißt du dann, dass Tag und Nacht ist, nicht wahr?“
– „Und wieviel Uhr. Das geht auch.“
„Echt?“
– Ich nicke. „Sollen wir uns eine machen?“
Wieder werde ich seltsam angestarrt.
Am nächsten Tag war ein Sonntag und die Sonne sollte scheinen. Nicht zu knapp. So haben wir es gemacht. Jeder muss und sollte das Können seiner Kinder realistisch einzuschätzen wissen.
Was ihr braucht:
Einen Wecker oder ein Handy, ein Stück Pappe (mind. DIN A4), eine lange Schraube, einen Streifen starkes Klebeband, einen längeren Stock, einen Stift, einen ganzen Tag Zeit und wenn möglich einen wolkenfreien Himmel.
Schritt-für-Schritt:
- Gegen 10:30Uhr bereitet ihr alles vor. Zunächst sucht ihr euch einen freien Platz, der leicht erhoben ist und den ganzen Tag in der Sonne steht. Dort dreht ihr eure lange Schraube vorsichtig durch die Mitte der Pappe. Wenn ihr sie ganz durchgeschoben habt, befestigt ihr sie auf der Unterseite mit einem starken Streifen Klebeband. Die Schraube soll schließlich nicht umkippen und wird bis heute Abend um 19:00Uhr dort stehen.
- Nun stellt ihr euren Wecker auf 10:55Uhr. Sobald dieser klingelt, macht ihr euch auf den Weg zu eurer Sonnenuhr.
- Mit einem langen Stock oder auch Lineal verlängert ihr den von der Schraube geworfenen Schatten und hinterlasst eine Markierung mit der entsprechenden Uhrzeit am anderen Ende (siehe Bildmaterial). In diesem Fall: 11:00Uhr.
- Danach stellt ihr euren Wecker auf 12:00Uhr oder aber lasst den Timer wiederholt für eine Stunde laufen. Das macht ihr jetzt jede Stunde. Wecker stellen, Markierung hinterlassen, Wecker stellen… Am Abend habt ihr eine Sonnenuhr, die ihr mit reinnehmen könnt und am nächsten Tag an derselben Stelle wieder aufstellen könnt. Nur dann braucht ihr kein Handy und auch keine Armbanduhr mehr, um die Uhrzeit abzulesen.
Tipps ’n‘ Tricks
Statt Stift und Pappe könnt ihr auch Steine oder Kreide verwenden. Steine sind nur schnell von kleinen Füßen beiseite gekickt und Kreide hält nicht jedem Regen stand.
Abhängig von der Bodenbeschaffenheit lässt sich auf einer gemähten Wiese auch ein dicker Ast in den Boden stecken. (Aber bitte Vorsicht beim weiteren Spielen! Heute sollte vielleicht nur experimentiert und nicht getobt werden.)
Für die Eltern: Gerade bei der langen Schraube, die da mitten auf der Wiese in den Himmel ragt oder sei es ein in den Grasboden gerammter dickerer Stock, bietet sich nicht an, die Kids dort toben zu lassen. Aber das wisst ihr selbst und auch, wie ihr eure Jungs und Mädchen da einzuschätzen habt.
Thema Zeit
Zeit ist ein sehr sensibles und wichtiges Thema. Unsere Kinder lernen von uns, wie mit diesem hohen Gut umzugehen ist. Ob sie pünktlich sind, ob sie sich stressen und unter Druck setzen lassen. Ob sie sich Zeit nehmen, Zeit richtig einschätzen und gut kalkulieren. Es geht auch um Lebenszeit und darum, wie wir sie füllen. Kennen wir Auszeiten? Gestehen wir sie unseren Kindern zu? Lassen wir sie auch lange Zeiten erfahren und leben?
„Mama? Dürfen wir noch eine Folge Fernseh gucken, vor’m Schlafen? Dürfen wir? Bitte!!!“
„Klar, … wenn wir dazu gleich noch Zeit haben?“
„Schnell, schnell Richard! Schnell essen. Nicht trödeln.“
„Mama hat jetzt keine Zeit. Entweder du wartest oder fragst Papa.“
„Ich will aber jetzt. Es ist wichtig. Sofort. Los, MAMA!“
Ich finde, wir unterschätzen manchmal diese Thema Zeit und wie sehr es uns jede Minute und Sekunde bestimmt, lenkt und sich unser Verhalten entsprechend verändert. Oft sind wir unruhig, in Eile, nehmen uns keine Zeit. Das hat sich bei uns verändert, vor allem auch durch unseren Minimalismus und die gelebte Einfachheit in unserer Familie.
Viel Spaß und erzählt mal, wie’s war.
Weitere Forschertipps findet ihr auch auf meinem YouTube-Kanal, der sich seit einiger Zeit im Aufbau befindet und mitkids heißt. Folgt mir gerne dort oder auch bei Instagram. Ich freu mich auf euch!
Ja, Sonnenuhren sind toll! Ich habe noch eine Idee für eine Sonnenuhr, nicht ganz so exakt, eher spielerisch und als feste Installation im Garten:
Du brauchst einen Platz im Hof oder Garten. In die MItte steckst du einen Stab, ca. anderthalb Meter hoch. Dann markierst du die einzelnen Stunden, jeweils einen Stein ans Schattenende legen (fest machen, leicht eingraben). Der Stein wurde vorher mit wasserfester Farbe bemalt, um die Uhrzeit zu kennzeichnen. Wenn du einmal rum bist, nimmst du den Stab weg und legst an die Stelle einen großen, flachen Stein, ebenfalls festmachen, etwas eingraben. Fertig.
Wenn man nun wissen willst, wie spät es ist, stellst man sich einfach selbt auf den Stein . Das ganze ist natürlich nicht ganz genau, aber es ist eine schöne Installation beid er man selbst der Uhrzeiger ist.
Die Idee ist großartig! Oh ich freu mich drauf, wenn wir unsere „grüne Hölle“ hinterm Haus – von den Nachbarn liebevoll als solche betitelt – derart verwenden können! Sehr gut! Danke!!!
PS: Brauchst du noch Atlanten? Ich sitze an der Quelle. ; )
Schön, wenn’s gefällt. Ich hatte das mal in einem Naturzentrum gesehen. Da fehlte der Stab, es war aber eine Markierung da. Da habe ich mich dann einfach mal hingestellt und mir gedacht, dass das vielleicht genau die Absicht bei dieser Sonnenuhr ist. Wie gesagt, etwas ungenau, aber ich finde es auch eine tolle Idee.
Hast du Atlanten übrig? Zum Basteln sind die ja wunderbar. Was für eine Quelle hast du denn?
Außerdem gibt es noch Kerzenuhr, z.B. dabei werden in einer Kerze Markierungen angebracht, die herunterfallen. Dadurch weiß man wieviel Zeit vergangen ist. Damit wurden früher auf See die Wachen/Wachablösung eingeteilt.
Danke, Liebe Rage für diese tolle Idee. Da liest man im Wochenbett mal kaum im Netz und schwupp hat du soviele Artikel verfasst :)
Die Sonnenuhr wird nachgebaut. Mit den Brüdern. Wenn die Sonne und wieder lockt.
Ne blessed, Kim
Oh Kim!!!! Das freut mich sehr!! Die allerliebsten Wünsche und ganz viel SegenRegen!! Erholt euch gut. Findet zusammen. Ruh dich aus. Schön, dass du was zu lesen hast. ;)
Dankeschön! Als ich in einem anderen Blogeintrag was von Zufüttern lass, dachte ich nur, Wahnsinn wie die Zeit vergeht. Ich wünsche auch dir, fad ihr trotz Baustress viel Zeit als Familie haben könnt und genug Kraftoasen, die euch tragen.
Liebe Grüße, Kim
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