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Beziehung statt Erziehung

Beziehung statt Erziehung MamaDenkt 01

Es mag sein, dass viele schon dazu geschrieben haben. Es mag sein, dass für viele hier nichts Neues dabei ist. Aber es ist eines meiner vielen Themen, mit denen ich mich aktuell wieder intensiver auseinandersetze. Das mag daran liegen, dass wir in unserer #AltenSchule gerade sowohl Familie als auch Schule als auch Kindergarten als auch Krabbelgruppe leben. Ach so, und Ehe natürlich auch. Irgendwie. Wenn alles schläft. Beziehung statt Erziehung – darum geht’s.

Beziehung statt Erziehung

Die Anforderungen und Herausforderungen sind sehr unterschiedlich. Sie erfordern zeitlich unterschiedliche Intensität, wechseln in ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit und sehen von ihrer Art ganz verschieden aus. Während der eine in den Arm genommen werden will, braucht der andere Hilfe – und eben keine Anleitung! – bei den Hausaufgaben. Gleichzeitig ist da der Säugling, der krabbeln will, aber vorher doch noch so unbändigen Durst hat. Während der eine nur noch auf Besuch aus dem Haus will, möchte der andere seine Ruhe haben oder ein intensives Rollenspiel mit nur einem befeundeten Kind machen und der dritte sucht den Trubel und die Fülle. Dabei werden Selbständigkeit, Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein entwickelt. Dinge, die ich als Mama doch ganz unbedingt unterstützen möchte.

Der Ärger über mein Denken und Tun

Manchmal stehe ich jedoch da, fasse mich an die Stirn, verdrehe die Augen, wenn ich sehe wie eines meiner Kinder klatschnass ohne Jacke, ohne Mütze, ohne Halstuch, ohne irgendwas durch heftigsten Schnee gemütlich nach Hause spaziert. Beziehung statt Erziehung wird plötzlich ungeahnt schwierig.

Dabei frage ich mich, was muss ich jetzt eigentlich machen? Doch bevor ich für mich eine gut reflektierte Antwort gefunden habe, fange ich das andere Kind im Sprung auf, das trotz meiner klaren Ansage mit seinen sauberen Hausschuhen durch SchmutzPfützen im Eingang springt, um dann ins vorher noch „erträglich“ verstaubte Wohnzimmer zu stürmen.

Natürlich, ich hätte dafür Sorge tragen können, dass diese Pfützen direkt aufgewischt worden wären. Das Problem wäre ich dann umgangen. Klar, allen mir bekannten Mamas im Netz und im realen Leben ist der Schmutz in der Hütte vollkommen egal. (Auch hinter der geschlossenen Tür? Oder nach dem Verlassen einer SocialMediaTimeLine?)

„Es sind doch Kinder. Wir waren auch so. Es war früher doch auch ein schönes und wichtiges Gefühl…“

Und in dem Moment platzt es aus mir heraus. Das eine Kind ist auf die Treppe gesetzt, mit einem bösen Blick zum Schweigen gebracht und das andere darf sich eine Schimpftirade sondergleichen anhören. Ich rante mein Kind – kann ich das neudeutsch so sagen?!?

Manchmal scheint alles so ausweglos

Oh Mann, während ich das hier schreibe, fahre ich mir mit beiden Händen durchs Gesicht. Bin ich wirklich sicher, dass ich das öffentlich bloggen will? Bin ich? Will ich?

„Ich weiß nicht.“

, würde einer meiner Flüchtlinge sagen. Was mach ich hier eigentlich? Ich frage mich, ob ich wirklich die

„Du bist die tollste und schönste und hübschste Mama, Mama!“ bin. Ich bezweifle das aktuell stark. Ich fühle mich zurückversetzt in die Zeit vor etwa einem Jahr, als wir in diese ätzende BrüllFalle getappt sind. Die Situation hat sich seither verbessert. Zum Positiven verändert. Darüber bin ich sehr froh und merke, wie viel mein Mann und ich dazu gelernt haben. Nichtsdestotrotz sind wir ja auch nur Menschen. Das hört sich manchmal wie eine faule Ausrede an.

Resilienz und das schlechte Gewissen

Doch was bringt es mir, mir die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen und strenge Vorhaltungen zu machen, die mir meine Unzulänglichkeiten vor Augen führen. Dadurch verbessert sich leider nichts. Ich wollte auch freundlich mit mir sein. Dieses Jahr.

Ich hoffe dann auf Resilienz und bete, dass meine Kinder starke Kinder werden und bleiben. Die nicht unterdrückt wurden durch meine Grenzen, die ich gezogen habe und ziehe.

Dann treten mir plötzlich Eltern vor Augen mit Sprüchen, bei denen es mir kotzschlecht wird. Dinge, die sie über andere und eigene Kinder denken, sagen und aussprechen, die ich einfach gar nicht vertreten kann. Wie können Wahrnehmungen tatsächlich so unterschiedich sein? Sie passen einfach nicht zueinander. Und obwohl ich vorher selber so verwirrt über meine eigene Unfähigkeit war, tritt plötzlich hervor, was mich wurmt. Worum es mir geht. Was ich eigentlich für meine Kinder will und was ich für unsere Familie als wichtig erachte.

Ich will Beziehung – viel MEHR als Erziehung

Ich möchte mit meinen Kindern Beziehung leben und gestalten. Zu Beginn sitze ich natürlich am längeren Hebel. Ich versorge, pflege und setze die Grenzen. (Doch schon letzteren Punkt sieht jeder ein wenig anders.) Beziehung statt Erziehung.

Es geht nicht nur um Erziehung als Eltern, auch wenn ich das aus meiner eigenen Sozialisation so mitbekommen habe und merke, wie sehr ich mich ganz automatisch in diese Richtung orientiere. Meine Kinder und ich teilen dieses Leben; und zwar für eine gewisse Zeit. Dafür bin ich unendlich dankbar und möchte diese Momente genießen. Natürlich kommt es zu Situationen, in denen ich durch meine Erfahrung klarer habe, was gut für mein Kind ist, denn:

  • die Herdplatte ist heiß,
  • Straßenverkehr kann gefährlich werden
  • und bestimmte Menschen nutzen einen aus – das kann und darf ich sagen.

Es macht Sinn auf Mama und Papa zu hören. Meistens. Und dann kommt es nicht so sehr darauf an, was ich als Mama nun tun soll.

„Als Vater, als Mutter musst du vor allem wissen, wer du bist – viel mehr, als was du tun sollst.“ Georg Walter

Wer bin ich also eigentlich?

Meine Antwort lautet:

Ich bin geliebt, stark und ich bin wichtig.

Und du?

Beziehung statt Erziehung MamaDenkt

24 Gedanken zu „Beziehung statt Erziehung“

  1. Ich glaube zwei Dinge:
    1. die Kinder kriegen mit, welche grundsätzliche Einstellung wir haben (liebevoll leiten, oder auf Teufel komm raus den eigenen Willen durchsetzen und zeigen, wer das sagen hat) und
    2. kommt es sehr auf’s Kind an, was sie mitnehmen, und wie sehr die gelegentliche ‚Ausraster‘ prägen.
    Wir sind alle unperfekt. Das ist eine gute Lektion für Kinder.
    Ganz liebe Grüße von Einer, die im Moment öfter in die Brüllfalle tappt als ihr lieb ist
    Daija

  2. Liebe Rage,

    ich war ein wenig in der Versenkung verschwunden, weil ich mich an einem Thema festgebissen hatte (und immer noch habe^^) was sehr gut zu deinem Post passt. Ich habe nämlich angefangen aufzuhören, meine Kinder zu erziehen. Natürlich habe ich nicht aufgehört sie zu erziehen, das ist nämlich gar nicht so einfach. Daher: Angefangen. Angefangen hat es auch mit diesem Blog: https://diephysikvonbeziehungen.wordpress.com Und dann war da die FB Gruppe und dann dieser Film https://www.youtube.com/watch?v=jiP6seywstY und irgendwie muss ich seitdem viel weniger Brüllen. Und auf Treppen setzen auch und böse Blicke aufsetzen. Manchmal sind meine Nerven schwach, besonders wenn man nachts etwas von mir möchte. Ich finde das unerzogene Leben sehr reizvoll und spannend. Beziehung statt Erziehung, genau. Kennst du das Buch „Liebe und Eigenständigkeit“ von Alfie Kohn? Alles LIEBE von Nina

    1. Oh ja!! Ich kenne das Buch. Ich habe es hier liegen! Nur noch nicht durchgelesen. Ich hatte auch große Sorge es zu lesen und den Spiegel vorgehalten zu bekommen, wie schlecht ich doch bin. Zumal ich Erziehungsratgeber nicht mag. Noch nie gelesen habe. Wie gut, dass Alfie Kohn keinen solchen verfasst hat. Zumindest nicht in meinen Augen.

      Ich wachse da noch rein. Ich will dieses Erziehungsding nicht. Aber ich merke, dass ich eben auch sozialisiert und erzogen wurde. Das kommt mir manchmal bei meinen eigentlichen Intentionen doch in die Quere.

      Und selbst wenn ich mich im stillschweigenden Vergleich toller finde als andere Eltern, über meine eigentliche und empfundene Misere hilft mir das nur bedingt hinweg.

    2. Liebe Nina.
      Wie schön, dass du den Weg zu uns gefunden hast!

      Einmal losgelaufen, kann man oft einfach nicht mehr umdrehen, nicht wahr :)?

      Viele spannende Begegnungen und Erfahrungen auf deiner Reise!

      Sylvie vom DPvB Team

  3. Hallo! Ja allen Bedürfnissen gerecht werden und dann noch geduldig, gewaltfrei und authentisch zu kommunizieren nicht immer leicht. Bei mir wird es schwierig bei Schlafmangel ( mein Dauerbegleiter) und keine Zeit für mich (mit Baby ja auch so gut wie nicht vorhanden) ;) da hilft nur atmen atmen atmen… Und meditativ zu wiederholen : es kommen andere Zeiten…nein im Ernst meine vergangenen Meditations- und Yogaübungen (jetzt schaffe ich es nicht) helfen mir trotzdem…mich wieder zu Erden …Ein virtueller Drücker und einen sonnigen Tag, Yvonne

  4. Als Pädagogin kann ich dir klar sagen, dass dich deine Kinder immer bedingungslos lieben.
    Kinder entwickeln sich am besten wenn sie einen klaren Rahmen haben in dem sie sich bewegen dürfen. Natürlich sollen sie ihre eigenen Entscheidungen treffen dürfen, aber in vielen Dingen weiß man als Erwachsene/r es einfach besser. Ohne Jacke und Schuhe geht man nicht aus dem Haus und da gibt es keine Diskussion.
    Viele Eltern glauben mittlerweile sie würden die Persönlichkeit ihrer Kinder stärken in dem sie sie fast alle Entscheidungen selbst treffen lassen, dabei sind Kinder schon allein kognitiv nicht in der Lage die gesamten Konsequenzen ihres Handelns zu überblicken. Es ist natürlich für Eltern bequemer, aber sinnvoll ist das nicht. Das nennt man auch liebevolle Vernachlässigung.
    Es stärkt die Persönlichkeit wesentlich mehr wenn Kinder darauf vertrauen können, dass unsere Regel nur zu ihrem Besten sind.

        1. Das kannst du dir an jeder freien Schule anschauen. Ich durfte letzte Woche an einer hospitieren. Und auch da gibt es Regeln. Dass diese wichtig sind, bestreite ich natürlich nicht. Was ich anzweifle ist der Satz: „Ich weiss es als Erwachsener besser“. So viele Erwachsene spüren sich doch heute gar nicht (mehr), was sie es als Kind verlernt haben sich zu spüren. Weil die Mutter sagt: Du brauchst eine Mütze es ist kalt. Du hattest schon drei Portionen du bist jetzt satt (!). Du brauchst doch keine Angst zu haben weil.. Du kannst nicht.. Du musst nicht. Das kann doch gar nicht..
          Diese Sätze stören mich. Wenn ich im Winter raus gehe, trage ich grundsätzlich und immer eine Mütze, wenn meine Freundin raus geht im Winter findet sie es grundsätzlich für sich zu warm für Mütze. So what. Menschen sind unterschiedlich..
          Ich weigere mich meinen Kindern ihre Gefühle zu diktieren. Regeln, Absprachen, JA. Immer.
          LG*Nina

    1. Dass meine Kinder mich immer bedingungslos lieben macht mir eben Angst. Genau das ist der Punkt. Selbst missbrauchte und misshandelte Kinder lieben ihre Eltern. Wollen ihre Eltern lieben und suchen die Schuld für diese grausamen Erfahrungen erstmal bei sich.
      Ihre bedingungslose Liebe macht es mir so schwierig.
      Denn ich liebe sie auch bedingungslos. Das ändert nur nichts an den Momenten, in denen ich mal nicht atme und die Schimpftirade aus mir hervorbricht.

      Ich sehe es schon so, dass Kinder klare Grenzen brauchen. Auch dass es ihnen nicht gut tut als gleichgestellte Partner und damit als erwachsene Persönlichkeiten behandelt zu werden. Ich glaube, dass sie damit sowohl kognitiv als auch emotional überfordert sind.

      Aber ich glaube fest daran, dass ich sie nicht erziehen will. Ich möchte mit ihnen Leben, sie in ihrem Persönlichkeitwerden begleiten, stärken und behilflich sein, wo ich nur kann.

      1. Hey Rage, wozu brauchen denn Kinder deiner Meinung nach klare Grenzen? Brauchst du welche? Jetzt? Und wieso? Oder wieso nicht? Klar, wenn deine Grenze erreicht ist, dann hat das Kind eine Grenze bekommen (Mama ist um 03.00 Uhr nachts müde, kann also nicht vorlesen – Grenze). Aber wieso sonst weitere Grenzen? Freue mich über Aufklärung :-)

        1. Na ja, wenn eines meiner Kinder ein anderes beißt, weil es sich verbal in einer Situation nicht auszudrücken weiß, dann ist das eine überschrittene Grenze. Mein Kind muss lernen, dass da eine Grenze besteht und es eben nicht beißen und verletzen darf. Auch wenn da eine Sprachlosigkeit ist, die sich nachvollziehen lässt und begründbar ist, so sind Grenzen an der Stelle notwendig. M.E.
          Bestimmte Dinge kann ich mei Kind auch nicht ausprobieren lassen, frei nach dem Motto: „Es muss lernen mit den Konsequenzen umzugehen.“ Es manövriert sich dadurch in Situationen, in die es doch eigentlich gar nicht geraten will. Siehe Straßenverkehr, Beziehungen, Fenster, Klettern in hoher Höhe. Es will Freundschaften aufbauen, verhält sich aber so, dass es die anderen vergrault, weil es eben nur auf sich bedacht ist. Kinder können an dieser Stelle einfach noch keine weitreichenderen Blicke in die Zukunft werfen. Und ich glaube, dass ich als Erwachsene wegbegleitend und helfend unterstützen kann. Auch durch Grenzen.
          Oder nicht?

  5. Mein Eindruck ist, dass Eltern heute Angst haben ihre Kinder zu erziehen. Weil die sie dann nicht mehr lieb haben. Die Kinder sind damit überfordert. Sie brauchen klare Regeln von klaren Erwachsenen, die sie ernst nehmen können, um sich geliebt zu fühlen. Im Haus gelten die Regeln. Draußen die. Ich hab nie verstanden, warum Eltern 8 mal die Ansage machen, dass ein Kind einen Helm trägt beim Fahrradfahren. Reden sie gerne viel? Außer das Kind wäre hyperaktiv. Dann muss man es jedes mal v o r h e r ansagen. Wird kein Helm getragen, kann es halt kein Fahrradfahren. Es hat gleich eine Konsequenz. Es weiß auch warum der wichtig ist. Regeln bringen Orientierung. Geschrien hab ich dreimal in 18 Jahren. Atmen hilft.
    „Mein Kind ist nicht meine Körperteil.“ Vorher war ich zu mitfühlend. Ich entschuldige mich nicht bei meinem Kind weil die Welt was von ihm will, z. B. die Schule.

    1. Richtig. Mein kind ist nicht mein Körperteil. Nichtsdestotrotz forder ich ein, den Helm zu tragen, als wäre es mein Kopf. Sonst eben nicht. Und was soll ich bloß machen, wenn die freundliche Ansage im Winter Jacke und Co. anzuziehen nicht zieht? Bis das Kind dann schließlich wieder krank im Bett liegt?

      Ich finde das soooo schwierig. Denn ich bin auch überzeugt davon, klar in meinen Ansagen zu sein. Die Frage, wer bin ich eigentlich zu beantworten, finde ich durchaus auch wichtig, um klar zu sein. Ach, jetzt ist wieder alles unklar… Ich bin einfach doch nicht klar.

      1. Vielleicht ist deine Stimme zu nett. Ich hab zwei Tonlagen. Eine Stimme, da will ich was von L. Eine, da bin ich nett. Und es funktioniert. Gedanken, die mir noch gekommen sind: Was sind deine Bedürfnisse, Rage? Im Text oben beschreibst du, dass du auf die der anderen rea-gierst. Agierst du auch? Was sind deine eigenen Bedürfnisse? Wenn du öfters schreist, hab ich die Vermutung, dass du deine Bedürfnisse übergehst und sie übergangen werden. Welcher Geräuschpegel zuhause ist gut für dich? Wann ist die Rush hour am Tag wo du am Limit bist? Hast du auch mal nur Zeit nur für dich alleine am Tag ohne ein Kind? Hast du Ruhepausen? Legst du dich mal eine halbe Stunde hin und atmest nur oder schläfst, damit dein Stresspegel runter geht? Wie gut sorgst du für dich damit du etwas Reserve hast? Schreien ist ja Hilflosigkeit. Auch für die anderen Kinder ist schreien nicht gut. Ganz in Ruhe das Problem mit der Jacke klären am nächsten Tag. Manche Winterjacken sind auch blöd, zu unbequem oder zu warm. Dann zieht man sie aus und vergisst sie wieder anzuziehen. Kinder sind auch manchmal einfach zu glücklich oder zu sehr in ihrer Welt um sich fertig anzuziehen.

        1. Du hast Recht, Tanja. Und vermutlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Musste heute einige Male an deine Fragen denken und an die Giraffen.

          Ich bin bei mir selbst geblieben. Konnte ruhig bleiben und musste darüber nachdenken, was mir gerade fehlt… Mal schauen. Jetzt hab ich zwei kranke Kinder hier und beende meinen Abend im Netz.
          Gute Nacht.

    2. Dem kann ich nur Zustimmen!
      Die Regel wird einmal erklärt und wenn das Kind sich nicht daran hält muss es Konsequenzen geben. Ohne Helm kein Radfahren, ohne passende Kleidung verlassen wir nicht die Wohnung usw. Dieses stundenlange Diskutieren bringt überhaupt nicht und kostet nur Nerven.
      Das macht nur Agressiv und man beginnt zu schreien.

  6. Die Giraffensprache begegnet mir gerade öfters beim Thema Hochsensible Menschen. Hab mich noch nicht eingelesen. Statt der Wolfssprache. Da geht es um gewaltfreie Kommunikation. Hab auch schon eine Kinderuhr gesehen, die man nachbasteln könnte.

  7. Ganz ehrlich…
    Mein Unterricht würde keine Minute funktionieren wenn die Schülerinnen und Schüler alles so machen würden wie sie es wollten.
    Ich unterrichte Chemie und da sind Regeln unabdingbar, auch wenn die kleinen der Meinung seien sie wüssten es besser. Nein, die Haare müssen nicht zusammengebunden werden, sie kommen nicht in den Gasbrenner! Die Schutzbrille ist häßlich und mir kommt bestimmt nichts ins Auge und wenn doch ist es doch egal. Bla, bla, bla…
    Am Anfang dachte ich auch man könnte mit der Vernunft rechnen, aber das ist weit gefehlt.
    Das endet im totalem Chaos.
    Wenn Kinder darauf vertrauen können, dass das was ich bestimme gut für sie ist, läuft der Laden von fast ganz allein. Ich meine natürlich keinen bedingungslosen Gehorsam!
    Das wichtigste sind klare Ansagen und man darf niemals!!! den Kindern das letzte Wort lassen. Dann hat man schon für die Zukunft verloren. Lange Diskussionen entstehen nur durch Nachlässigkeit! Natürlich probieren es die Kinder immer wieder und man kann auch Regeln aushandeln, aber die sollten der Entwicklung des Kindes angemessen sein.

  8. Liebe rage,

    für mich funktioniert Lernen, auch und gerade soziales Lernen, immer nur auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt. Für mich hat der Begriff Erziehung auf dieser Basis keineswegs die negative Bedeutung, die ich bei dir herauslese. Selbstverständlich erziehe ich meine eigenen Kinder und auch die mir beruflich anvertrauten nach bestem Wissen und Gewissen.
    Eltern, die ihre Kinder konsequent nicht erziehen, machen es sich in meinen Augen zu leicht und bereiten sie nicht angemessen auf das Leben als soziales Wesen vor. Leben in Gesellschaft ist immer auch Interaktion und die will gelernt sein. Schnell fällt da auf: Eine Handlung hat immer eine Konsequenz. Das lernen Kinder und das müssen sie auch lernen.

    Aus beruflicher Sicht kann ich sagen, dass ich regelmäßig montags (und noch auffälliger nach den Ferien) erlebe, wie Kinder sich entspannen und aufatmen, wenn sie nach teilweise chaotischem und von Desinteresse geprägtem Miteinander wieder in gewohnte Strukturen kommen, die – sic! – von Regeln und Konsequenzen geprägt sind.

    Spannendes Thema!

    Herzliche Grüße
    Frau Weh

  9. Liebe Rage,

    ich denke wir brauchen beides, Beziehung und Erziehung. Beziehung ist die Grundlage! Und Erziehung, was ist das eigentlich genau? Das Verfolgen bestimmter Ziele? Und wem kommen diese Ziele zugute? Mir, oder meinen Kindern? Oder irgendeinem übergeordneten Ziel?? Ich habe kürzlich gelesen Erziehung sei ein Zusammenspiel aller Beteiligten, dh unsere Kinder sind keine wehrlosen, passiven Empfänger. Das finde ich interessant und irgendwie beruhigend.

    Meiner Meinung nach geht es nämlich auch um alle Beteiligten, in jeder Hinsicht! Wir leben miteinander und wachsen miteinander und müssen miteinander klar kommen! Und hier kommen meines Erachtens nach auch die Regeln und Grenzen mit ins Spiel! Regeln und Grenzen sollten den Menschen die sie „nutzen“ dienen. ZB darf unsere Tochter unseren Hund beim Fressen oder beim Schlafen in seinem Körbchen nicht stören. Sie könnte natürlich selber herausfinden was es für Folgen haben kann, wenn ein Hund sich gestört fühlt. Aber ganz ehrlich, das wollen weder wir Eltern, noch unser Hund. Eine abgebissene Kindernase muss auch echt nicht sein! Grenzen schützen uns und unsere Mitmenschen und -tiere. Ohne sie geht’s einfach nicht. Wobei wir beim Festlegen von Regeln natürlich sensibel auf die Bedürfnisse unserer Kinder eingehen sollten! Ich weiß zB aus eigener Erfahrung wie grässlich es ist eine zu warme, unbequeme Jacke zu tragen. Heißt das deswegen ich lasse mein Kind bei Wind und Regen ohne Jacke vor die Türe? Ist doch Quatsch! Schließlich gibt es nicht nur blöde Jacke oder keine Jacke sondern dazwischen noch viele weitere Möglichkeiten. Und, man kann je nach Situation auch einmal Kompromisse eingehen und Zugeständnisse machen. Es gibt allerdings auch Situationen im Leben wo es keine Kompromisse gibt! Wie zB wenn es um das Helmtragen beim Fahrradfahren oder Reiten geht. Kein Helm, keine Fahrradtour. Ganz einfach!

    Ich glaube unterm Strich muss man versuchen sich darüber klar zu werden, was einem selber wichtig ist. Und im Familienmiteinander darauf achten, dass ein Gleichgewicht entsteht. Denn jeder hat Bedürfnisse und Vorstellungen, aus denen sich ganz automatisch Grenzen und Möglichkeiten ergeben.
    Und was die Kinder angeht, manche Entscheidungen muss man ihnen einfach abnehmen! Meine Tochter (11 Monate) findet Handys super toll! Lasse ich sie deswegen nach Lust und Laune mit meinem Handy spielen? Natürlich nicht. Genauso wie mein Neffe vor dem Mittagessen keine Süßigkeiten von mir bekommt und nicht sämtliche Sendungen auf Kika gucken darf, nur weil sie auf Kika laufen und von anderen Leuten als kindgerecht eingestuft wurden. Dafür gibt es dann aber ein Eis zum Nachtisch und am verregneten Samstagnachmittag ne Folge Michel aus Lönneberga. Nicht zuletzt weil ich viel lieber Michel gucke als Spongebob und selber auch gerne einen Nachtisch essen möchte.

    Ist doch eigentlich ganz einfach, oder?! ;)

    1. Liebe Isi, das hört sich wirklich easy an. Ich weiß nicht, warum es an der Umsetzung dann manchmal doch einfahc hapert. Vielleicht liegt es an den von Tanja angeschnittenen Doppelbelastungen.
      Vielleicht auch daran manchmal einfach „keine Zeit“ für Ruhe und Reflexion zu haben. Manchmal muss ich schnell sein. Sehr schnell. Und dann werde ich laut.
      Wobei… Ich bin auch kein Brüllmonster. Nicht dass ihr das hier jetzt alle denkt. Ich kann sehr laut werden, ja. Aber es missfällt mir total. Mir ist einmal einfach schon viel zu viel.
      Da wir gerade acht, fast sogar neun Wochen ohne Zucker sehr gut durchgehalten haben, übe ich mich nun im Kreuzchen machen im Kalender: Für jeden Tag, an dem ich meine Stimme nicht erhoben habe. Hinzu kommt, dass es auf keinen Fall auf „Ignorieren und Liebesentzug“ hinauslaufen darf. Das scheint ja ein sehr gängiges elterliches Verhaltensmuster zu sein.

      1. Ich kann das gut nachvollziehen! In der Theorie hört sich vieles leichter an als in der Praxis. Ich merk das ja schon wenn ich einen festen Termin einhalten muss, fürchterlich! Auf einmal ist nur noch Stress! Die Kleine die sonst total geduldig und pflegeleicht ist macht voll den Terror und dann fängt auch noch der Hund an zu stressen. Da muss ich ganz schön mit mir kämpfen um nicht die Geduld zu verlieren! Und wenn ich die Kleine dann doch mal schreien lasse und nicht direkt springe fühle ich mich soooo schlecht!!
        Aber ich glaube wir sollten uns nicht all zu verrückt machen! Wir gehören bestimmt nicht zu den Mamas die zu rabiat und böse mit ihren Kindern umgehen. Das merkt man alleine schon an den Gedanken die wir uns machen!

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