Vor zwei Wochen fandet ihr hier im Blog den ersten Teil meines Interviews mit Samuel Waldeck, einem der Gründer der SHIFT GmbH, die SHIFTPHONES herstellt. Heute dürft ihr darin weiterlesen und ich veröffentliche Teil 2 für euch hier im Blog. Es geht um Werte und damit um die Dinge, die das Unternehmen SHIFT ausmachen, und auf deren Grundlage Entscheidungen getroffen werden. Viel Spaß beim Lesen.
MEINE Begegnung mit SHIFTPHONES
Die Tatsache, dass wir uns trafen und auch das Bauchgefühl relativ schnell auf einer Gesprächsebene zu sein, begeisterte mich damals und freut mich noch heute.
Unser Aufeinandertreffen in dieser gefühlten „Einöde“ damals , empfand ich als herzlich, authentisch und gedankenintensiv. Ich weiß nicht, was deine drei Worte für unsere damalige Begegnung sind. Doch welche sind es im Hinblick auf euer Unternehmen? Auf eure SHIFT-Familie. Und warum?
Die drei Worte für SHIFT lauten: Freiheit, Gemeinschaft und Wertschätzung.
Mein Bruder Carsten und ich versuchen regelmäßig Brüderspaziergänge zu machen. Die gemeinsame Zeit nutzen wir, um uns und das Unternehmen inhaltlich auszurichten. Während einer unserer Ausflüge, haben wir diese drei Begriffe für SHIFT gefunden. Sie sollen nicht nur unser Handeln inspirieren, sondern als Grundlage für jede Entscheidung dienen.
Freiheit – Gemeinschaft – Wertschätzung. Das sind die drei Dinge, die SHIFT ausmachen, die jede Entscheidung, die wir treffen, beeinflussen sollen. Das versuchen wir gut hinzubekommen und ich denke, wir sind bisher auf einem guten Weg.
Freiheit
Ein sehr großes Thema, weil jeder Mensch etwas anderes darunter versteht und empfindet. Jeder Mensch fühlt sich in unterschiedlichen Situationen eingeengt oder der Freiheit beraubt. Dennoch denke ich, dass es ein gewisses Grundverständnis von Freiheit gibt, auf das sich viele Menschen einigen können. Freiheit bedeutet, nicht gefangen zu sein – frei leben zu können. Das ist uns sehr wichtig und wir genießen einige Freiheiten, wie Religions- und Pressefreiheit. Wir sind uns bewusst, dass wir viele Vorteile gegenüber anderen Menschen haben und genau das ist etwas, für das wir uns einsetzen wollen. Trotz der im Begriff liegenden Komplexität wollen wir uns darauf einlassen und stellen uns immer wieder die Frage, wie wir als kleines Unternehmen das Thema voranbringen können.
Kundenfreiheit statt Kundenbindung
Auch in kleineren Einheiten gibt es für uns diese Freiheit. Freiheit, die wir den Kunden zurückgeben wollen. Unsere Kunde sollen sich frei überlegen können, ob sie sich an SHIFTPHONES wenden oder nicht und sind nicht an uns gebunden. Das bedeutet für uns, dass es SHIFTPHONES hoffentlich nie in Form einer Vertragsbindung geben wird, sondern dass sich der Kunde frei entscheiden kann, für welchen Telefonanbieter er sich entscheiden möchte. Es wird daher auch keine SHIFTPHONES als Exklusivform für irgendeinen Provider geben.
Reparierbarkeit der Gerät
Kunden dürfen die Geräte selber öffnen, ohne dass die Garantie erlischt. Das ist etwas, was uns selber ganz wichtig ist, sowohl Carsten als auch mir, weil wir es einfach wichtig finden, das eigene Gerät erforschen und reparieren zu können. Jedes Gerät, das repariert wird, muss nicht neu gekauft werden und erspart enorm Ressourcen.
Akkutausch beim SHIFTPHONE
Freiheit bedeutet bei SHIFTPHONES auch, dass der Kunde selber den Akku tauschen kann. Das ist eine Kleinigkeit und geht ganz schnell. Hinten am Gerät macht man den Deckel auf, tauscht den Akku und hat wieder ein Gerät, das lange hält und frisch ist, sollte der Akku irgendwann einmal „aussteigen“.
Freiheit unserer Mitarbeiter
Wir wollen, dass sich unsere Mitarbeiter geborgen, gut aufgehoben und trotzdem frei wissen. Wie können wir unsere Mitarbeiter also dahingehend fördern und auf ihre speziellen Situationen eingehen? Für uns heißt das, wenn es gut wäre für einen Mitarbeiter im Home-Office zu arbeiten, dann wollen wir ihm diese Möglichkeit gewähren. Wir wollen schauen, wie flexibel wir als Arbeitgeber sein können, was Stunden angeht. Wieviel Arbeits- und wieviel Lebenszeit der Mitarbeiter als solche deklarieren möchte.
Gemeinschaft
Damit kommen wir auch gleich zum zweiten Punkt, der uns wichtig ist: Gemeinschaft.
Lebenszeit und Arbeitszeit
Sie beinhaltet das Thema Lebenszeit und Arbeitszeit. Wir haben für uns erkannt, dass Arbeitszeit auch Lebenszeit bedeutet. Es gibt viele Menschen, die verbringen mehr Zeit mit ihren Kollegen als mit der Familie oder ihren besten Freunden.
Diesem Umstand wollen wir begegnen. Wir wollen schauen, wie wir hierbei auf unsere Mitarbeiter eingehen können. Wie können wir als Team eine gute Form von Gemeinschaft eingehen? Wie können wir in der Arbeitszeit auch immer wieder Begegnungzeiten ermöglichen? Wie können wir außerhalb der Arbeitszeit Räume schaffen als SHIFT-Mitarbeiter Gemeinschaft zu pflegen? Und wie können wir Zeiten einrichten, um auf Familien einzugehen, und auch ihnen möglichst viel gemeinsame Zeit ermöglichen? Wie sieht unser Beitrag aus, was können wir leisten, damit unsere Mitarbeiter ein gutes Verhältnis zwischen Arbeit und Familienleben finden? Da darf jeder Mitarbeiter für sich entscheiden, was ihm wichtig ist. Ob er gerne den klassischen „Nine-to-Five-Job“ nutzen möchte oder sich lieber für ein anderes Arbeitszeitmodell entscheiden will.
Hier und in der Ferne
Das Thema Gemeinschaft möchten wir nicht nur für uns hier in Deutschland leben, sondern auch mit unserem Team in China umsetzen. Das hat uns u.a. dazu bewogen unsere komplett eigene kleine SHIFT – Fertigung einzurichten.
Das bedeutet, wir haben keine externe Fertigung mehr, in die wir uns einmieten, wo Mitarbeiter vielleicht häufiger wechseln. Stattdessen haben wir unseren eigenen festen Mitarbeiterstamm, mit dem wir zusammenarbeiten, wo wir die Mitarbeiter im Blick haben, sie entsprechend ihrer Begabungen fördern können und auf sie eingehen.
Das ist uns sehr wichtig, weil es gerade im Technikbereich so ist, dass eine Gemeinschaft zwischen Kunde und produzierenden Menschen gar nicht mehr stattfinden kann. Man kennt das vielleicht noch aus dem Foodbereich, wenn man sich seine Nahrungsmittel regional einkauft und Kontakt zu den Anbauern haben kann. Aber im Bereich der Technik ist das fast nicht gegeben. Wir wollen hier gerne eine Veränderung bewirken. Wir wollen die Möglichkeit schaffen, dass eine Beziehung zwischen dem Kunden und den produzierenden Menschen entsteht, indem wir kleinere Fertigungen haben, indem wir dem Kunden die Möglichkeit geben, die Mitarbeiter in der Produktion kennenzulernen. Sei es über die Webseite oder andere Kanäle, die wir einrichten wollen.
Wertschätzung
Der letzte Punkt ist das Thema Wertschätzung. Ein Punkt, der uns besonders in den letzten Jahren, in denen wir SHIFT gegründet haben, sehr wichtig geworden ist. Wir erleben Wertschätzung als etwas, das immer seltener stattfindet.
Zu sehen, was das Gegenüber leistet oder auch warum Mitmenschen bestimmte Dinge eben nicht leisten können, gerät immer mehr aus dem Blick. Das ist unser subjektives Empfinden.
Wir sind da sehr geprägt von dem, wie wir aufgewachsen sind. Mein Vater und meine Mutter haben vor vielen Jahren eine Drogenhilfe-Einrichtung gegründet. Wir sind als Kinder in dieser Einrichtung groß geworden und haben dort mit Menschen zusammengelebt, die Drogenprobleme hatten, die in Kontexten aufwuchsen, die für manchen sehr krass sind. In diesem Zusammenleben haben wir erlebt, dass wir unglaublich viel voneinander profitieren können. Das hat unser Leben sehr bereichert.
Das hat uns gezeigt, dass es sich lohnt Wertschätzung an die Menschen im eigenen Umfeld zu verschenken. In den letzten Jahren ist uns immer deutlicher geworden, wie wichtig diese Wertschätzung ist – auch und insbesondere in der Entwicklung von Smartphones. Menschen, die an diesen Geräten arbeiten, erhalten kaum Wertschätzung. Weder monetär, da sie einfach unterbezahlt sind, noch durch Anerkennung ihrer Person, da sie und ihre Persönlichkeit nicht gesehen werden. Durch unsere eigene Produktion wollen wir Möglichkeiten schaffen, unseren Mitarbeitern diese Wertschätzung zu vermitteln.
Auch in China
Bleiben wir bei unserer Produktion in China. Dort werden etwa 10-15 Mitarbeiter in unserer Fertigung angestellt sein. Dadurch dass unser Mitarbeiterstamm überschaubar ist, können wir die einzelnen Mitarbeiter sehen und ihnen gleichzeitig zeigen, dass sie uns wichtig sind.
Außerdem wollen wir bei der Produktion vor Ort sein. Das haben wir bislang genauso gemacht, auch wenn die Fertigung noch extern ablief. Wir haben uns mit den Mitarbeitern ans Band gesetzt, um ihnen zu zeigen, dass uns ihre Arbeit wichtig ist, dass wir ihre Arbeit an den Smartphones nicht für weniger wichtig erachten, als unsere Arbeit in der Entwicklung und der Verwaltung. Mit dieser Vorgehensweise haben wir gute Erfahrungen gemacht, weil unsere Mitarbeiter sich damit gesehen fühlen.
Angemessene Bezahlung und Arbeitszeiten
Eine weitere Sache ist die Bezahlung, bei der wir darauf achten wollen, dass unsere Mitarbeiter eine angemessene Bezahlung erhalten. Das betrifft sowohl unsere Mitarbeiter in Deutschland als auch in China. In China bedeutet das für uns, dass unsere Mitarbeiter mindestens das Dreifache von dem verdienen, was branchenüblich ist und dass sie maximal 8h am Tag arbeiten müssen. Branchenüblich in China ist, dass Mitarbeiter mindestens 12h am Tag, manchmal bis zu 16h, und zudem im Dreischichtbetrieb arbeiten müssen.
Dabei ist Gemeinschaft kaum mehr lebbar und das schränkt die Menschen natürlich in ihrer Freiheit enorm ein. Daran wollen wir anknüpfen. Wir wollen dass Menschen Freizeit haben und gemeinsam erleben können, dass Beziehungen untereinander entstehen und gelebt werden können. Der Mensch ist ein Beziehungswesen, das Beziehung leben können muss, um Sinnhaftigkeit im Leben zu sehen.
Samuel, ich danke dir für deine Zeit! Dieses Interview ist ganz anders entstanden als meine bisherigen Interviews. Du hast dir viel Zeit genommen und mir auf deinen Fahrten durch Deutschland viel erzählt. Vielen Dank dafür.
Und an euch liebe Leser wieder die Frage: Wie lautet euer Feedback? Was denkt ihr? Was geht euch durch den Kopf und durchs Herz, wenn ihr diese Worte lest und das Unternehmen SHIFT sowie seine Philosophie näher kennenlernt?
Wie schon erwähnt, den ersten Teil des Interviews gibt es auch. Den findet ihr hier.
Den nächsten Teil werdet ihr in der kommenden Woche ebenfalls im Blog nachlesen können. Bis dahin wird es weitere Beiträge zu anderen Projekten von mir und meinem Blog geben. Kommt gerne vorbei, abonniert mich auf Instagram oder schaut auf Facebook mal vorbei, wenn es wieder neue Videos in Sachen Nachhaltigkeit gibt. Ich freu mich auf euch!
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