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Das SHIFTPHONE. Interview mit SHIFT – CEO Samuel Waldeck

Carsten Samuel SHIFT 01

Heute startet meine Interview-Reihe mit dem Mitgründer von SHIFT, CEO Samuel Waldeck. Ihn, seinen Bruder, das Unternehmen SHIFT GmbH und ihre Geschäftsidee möchte ich euch unbedingt vorstellen. Denn ja, sie haben viel mit ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit zu tun! Hallo Samuel! Herzlich willkommen hier in meinem Blog. Ich freue mich riesig, dich hier begrüßen zu dürfen und habe diesen Moment sehr herbeigesehnt. Den Moment, in dem ich dich, euch, eure SHIFT-Familie, euer Unternehmen und euer SHIFTPHONE vorstellen kann.

Unsere erste Begegnung mit dem SHIFTPHONE

Mein Mann und ich haben dich als Person Mitte 2017 kennengelernt, als es um eine Kooperation zu eurem SHIFTPHONE für einen unserer YouTube-Kanäle ging. Ihr habt miteinander telefoniert und wir vereinbarten während des Sommerurlaubs ein Treffen unserer Familien. Für mich hatte schon dieser Moment, dieses Telefonat mit anschließendem Urlaubs-Date am See etwas sehr besonderes. Erinnerst du dich daran?

Definitiv erinnere ich mich daran. Manuels Anfrage ein SHIFTPHONE testen zu wollen, hatte ich eine Weile in meinem Emailpostfach liegen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir sehr viele Anfragen zu Testgeräten. Ich musste einigen Testern absagen. Manuel wollte ich erst auch absagen und habe mich entschlossen, das telefonisch zu tun. Während dem Telefonat habe ich aber sehr schnell festgestellt, dass Du und Manuel es mit eurem nachhaltigen Lebensstil sehr ernstnehmt und es viele Parallelen zwischen eurem Leben als Familie und unserem gibt, bis hin zum gleichen Urlaubsziel. Viele eurer Gedanken erschienen mir so vertraut, dass ich gerne bereit war einen Tag unseres Urlaubs in Schweden mit euch zu teilen, obwohl wir uns noch nie gesehen hatten.

Die Tatsache, dass wir uns trafen und auch das Bauchgefühl relativ schnell auf einer gemeinsamen Ebene ins Gespräch zu kommen, begeisterte mich damals und freut mich noch heute.

Wir haben in den letzten Wochen ein Interview geführt, in das ich in den kommenden zwei Wochen meinen Lesern Einblick geben möchte. Heute geht es um eine „kurze Vorstellung“ eures Unternehmens und einen Rückblick, wie SHIFT überhaupt entstanden ist.
Im zweiten Teil wird es um eure Unternehmenswerte und eure Nachhaltigkeit gehen. Im dritten Teil beantwortest du mir ganz konkrete Fragen, die eure Produkte, wie das neue SHIFT 6m, betreffen. Dazu gehört euer Gerätepfand sowie euer modulares Konzept fürs SHIFTPHONE.

Kommen wir also zur nächsten Frage.

Bei SHIFT handelt es sich um ein kleines Familienunternehmen in Deutschland. Und ihr seid mit eurem Produkt der einzige deutsche Smartphonehersteller. Wie kam es dazu, dass ihr auf die Idee kamt, Smartphones herzustellen? Wie sah der Weg zu eurem heutigen Unternehmen aus?

Von Reinigungstüchern…

Carsten (mein Bruder), Rolf (mein Vater) und ich haben schon seit vielen, vielen Jahren gemeinsam eine Firma. Carsten hat sie 2003 mit einem Freund von ihm gegründet, mit der sie überwiegend Produkte, insbesondere Reinigungstücher für Laptop-Screens entwickelt haben.

Das waren Produkte, bei denen es sich um Mehrwegprodukte handelte. Sie waren waschbar und man konnte Laptops einfach und ohne Chemikalien reinigen. In China haben wir damals, ohne Sprachkenntnisse, probiert einen Partner zu finden. Durch viele glückliche Zufälle sind wir an einen Menschen geraten, der gut englisch sprechen konnte und der unsere Geschäftsidee verstand. Das ist Jackie. Was wir damals nicht wussten, dass dies der Beginn einer langjährigeen Partnerschaft sein sollte, die letztlich zur Entwicklung des SHIFTPHONES führte.

Zunächst produzierten wir mit ihm zusammen diese Tücher. Zum damaligen Zeitpunkt hatten wir alle ganz reguläre Jobs und ließen das ein bisschen als Hobby nebenbei laufen.

… zum mobilen Kamerakran…

2012 gab es für uns den nächsten Schritt zu gehen. Carsten hatte die Idee einen mobilen Kamerakran zu entwerfen. Zu diesem Zeitpunkt kamen die DSLR-Kameras, die HD-Funktionalitäten hatten und wirklich richtig coole ansehnliche Bilder machen konnten, auf den Markt. Bei uns entstand die Idee, dass es cool wäre, einen mobilen Kamerakran zu entwickeln, um professionelles Bildmaterial herzustellen. Alles, was es auf dem Markt gab, war viel zu groß und zu sperrig, um mit einem Zweimannteam damit zu arbeiten. Zu der Zeit wurde gerade die Crowdfunding-Plattform StartNext in Deutschland bekannter und damit auch eine Option so ein Projekt ins Leben zu rufen und zu entwickeln, ohne Investorengelder sammeln zu müssen. Denn selber hätten wir eine Produktion dieser Art nicht alleine stemmen können.

Daraufhin starteten wir das Crowdfunding, stellten ein Video ein und unser Projekt war plötzlich das damals erfolgreichste Crowdfunding-Projekt in Europa. Diese Erfahrung hat uns beflügelt. Mit der Crowd zusammen ein Produkt zu entwerfen, ins Leben zu rufen und sich nicht von einem Investor reinreden lassen zu müssen, war großartig. Es war eine tolle Gelegenheit unabhängig eine Idee umzusetzen und mit den Kunden, die Interesse daran hatten, ein gemeinsames Produkt zu entwickeln.

… zu SHIFT

Gemeinsam mit Jackie suchten wir nach Partnerfirmen, um anschließend einen Referenzmonitor zu entwickeln und konnten auch dieses Projekt erfolgreich umsetzen. Unser erstes Gerät war damit kein Smartphone, sondern ein Tablet.

In dem Zuge haben wir uns viele Gedanken gemacht, was uns als Firma und was unsere Produkte sowie die Produktion derselben ausmachen sollte.
Uns war ziemlich schnell klar, dass wir das nicht weiter als Hobby nebenher laufen lassen konnten, sondern das Projekt auf eine höhere Stufe heben mussten. Schließlich mussten wir mehr Ressourcen in die Hand nehmen und für ein Tablet auch deutlich mehr Support leisten als für ein Reinigungstuch.

Wir haben sehr schnell gemerkt, was uns ausmacht und die folgenden drei Werte für uns formuliert: Freiheit, Gemeinschaft und Wertschätzung.

Im Detail überlegten wir uns, was diese Werte für uns bedeuten. Denn während der Entwicklung des Geräts stellte sich schnell heraus, was in der Produktion von Tablets und Smartphones oder überhaupt von Elektronik im Argen liegt und wie viel Schaden für Menschen und unsere Umwelt daraus resultieren. Das ist ein Thema, das wir angehen wollen. Deswegen haben wir zum Beispiel schon beim Design die Reparierbarkeit berücksichtigt oder den schnellen Austausch von Akkus.

Carsten reiste nach der Abschlussphase des Crowdfunding-Projekts und nachdem die Verträge mit der Produktionsfirma unterzeichnet waren, nach China. Eigentlich nur noch für eine finale Prototypabnahme und um die Massenproduktion zu begleiten. (Massenproduktion ist bei uns immer relativ zu sehen, da es um die Herstellung von 1000 Tablets ging.)

Eine Absage in China

Als Carsten dann in China war, meinte der Partner, es tue ihm leid, doch ein größerer Auftrag sei reingekommen. Er habe kein Interesse länger für sie und in nur so geringen Stückzahlen zu produzieren. Mein Bruder war damals sehr frustriert, weil er vor der Wahl stand, das Projekt abzublasen oder aber auf die Schnelle einen anderen Partner zu finden, was damals bedeutete: innerhalb der nächsten vier Tage. Vier Tage, denn für dann war sein Rückflug nach Deutschland gebucht.

Carsten ist von dort wieder abgereist und zu dem Ort gefahren, wo Jackie wohnt. Sie waren gerade auf dem Weg zum Bahnhof, da lief ihm und Jackie ein Freund über den Weg, den Jackie schon viele Jahre nicht mehr gesehen hatte. Dieser Freund arbeitete in einer Firma, die Displays für Smartphone – Hersteller produzierte. Jackie hat ihm seine Geschichte erzählt und damit die Geschichte vom SHIFT – Gerät. Daraufhin meinte der Freund, dass er sich gerne einen Tag frei nehmen könnte, um mit ihnen zu seinem Lieblingslieferanten zu fahren. Dort könnten sie schauen, ob sie etwas gemeinsam ausrichten könnten. Er rief bei seinem Chef an und hat spontan frei bekommen, was für die Arbeitswelt in China sehr ungewöhnlich ist.

Zusammen fuhren sie zu unterschiedlichen Produktionsfirmen und merkten schon bei der ersten Produktionsfirma: Die passt. Diese Firma verstand die innovativen Gedanken, die das Konzept von SHIFT beinhaltete und hatte großes Interesse an einer fairen Produktion mitzuwirken. Daraus entwickelte sich eine super Partnerschaft.

Unser Fair Production Manifest

Gemeinsam haben wir ein Fair Production Manifest entworfen, in dem verschiedene Eckpunkte festgehalten wurden: Kapitalaufbau im Alter, dreifaches Gehalt, nicht mehr als 8h – Arbeitszeit, unterschiedliche Versicherungen sowie eine Krankenversicherung. Aber auch keine gesundheitsschädlichen Arbeiten, keine Kinderarbeit – verschiedene Punkte, die uns sehr wichtig waren, die wir gemeinsam besprechen konnten. Genaueres steht auch in unserem Report auf unserer Webseite. Dort kann man das nachlesen. Dann konnten wir das SHIFT 7 realisieren, mit entnehmbarem Akku und vielen weiteren Punkten, die bei dem anderen Partner gar nicht umgesetzt hätten werden können.

Zu erleben, wie nach einigen Rückschlägen das erste SHIFTPHONE entstehen konnte, gab uns das Gefühl: Jemand möchte, dass es SHIFT gibt. Durch viele Begegnungen und Wunder konnten wir dieses Projekt realisieren. In den letzten drei Jahren, in denen wir SHIFT aufgebaut haben, sind uns viele solcher Situationen begegnet. Situationen, in denen wir Menschen begegneten, die von der SHIFT-Idee genauso begeistert sind wie wir. Erst durch deren Dazutun haben sich Wege aufgetan, Herausforderungen zu meistern. Das hat uns enorm motiviert mit Der Entwicklung des SHIFTPHONE weiterzumachen, bei allen Entbehrungen und Risiken, die dieses Projekt bedeutete.

Mit diesem Partner gemeinsam haben wir weitere Gerätegenerationen entwickelt und haben darauf geachtet, dass die Neuerungen, die wir schufen in neueren Gerätegenerationen auch rückwärtskompatibel sind. Das heißt, dass neuere Bauteile auch in ältere Phones eingebaut werden können. So profitieren auch die älteren Phones von Neuerungen, ohne dass unsere Kunden sich ein ganz neue SHIFTPHONE kaufen müssen.

Das vergangene Jahr 2017 für SHIFT

Im letzten Jahr 2017 hat sich ganz, ganz Vieles weiterentwickelt. Uns ist es wichtig geworden eine eigene Produktion aufzubauen. Warum? Um einen noch intensiveren Kontakt zu den Mitarbeitern zu haben, Beziehungen pflegen zu können und nochmal tiefer auf die Bedingungen eingehen zu können, unter denen die Mitarbeiter in China arbeiten.

Vielen Dank, Samuel, schon an dieser Stelle! Danke für deinen Einblick in eure spannende Unternehmensgeschichte. In den nächsten Wochen knüpfen wir an dieser Stelle an und du hast Zeit und Raum, eure drei Unternehmenswerte zu konkretisieren und zu erzählen, wie das mit der Nachhaltigkeit bei euch ist.

Ihr, liebe BlogleserInnen, habt hier die Möglichkeit Feedback zu geben und Fragen zu stellen. Denn vielleicht lässt sich das ein oder andere ins weiterführende Interview mit SHIFT CEO Samuel Waldeck ja noch einbauen. Was wollt ihr wissen? Weitere Infos findet ihr natürlich auch auf der Webseite SHIFTPHONES.

 

PS: Warum es überhaupt zu meiner Auseinandersetzung und diesem Interview mit einem Smartphone – Hersteller gekommen ist, könnt ihr hier nachlesen.

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8 Gedanken zu „Das SHIFTPHONE. Interview mit SHIFT – CEO Samuel Waldeck“

  1. Okay, wenn man Fragen stellen darf:

    „Der einzige deutsche Smartphonehersteller.“ Ich bin jetzt enttäuscht, weil ich automatisch davon ausging, dass es dann auch in Deutschland zusammengeschraubt wird. Was würde Euch das denn kosten? Statt in China?

    Lg, Tanja

    1. Guten Abend. Oups, die Frage habe ich einfach übersehen! Entschuldige. Ich werde sie weitergeben. Vom Gefühl würde ich jedoch behaupten, dass das hinsichtlich den Rohstoffen und vorherrschenden Mitarbeitern mit dem nötigen Know-How ein noch riesigeres Unterfangen wäre.

      Ich habe hier noch zwei weitere Teile des Interviews, die es die kommenden zwei Wochen auf dem Blog zu lesen geben wird. Ein bisschen was erklärt sich in Samuels Antworten, weile s letztlich darum geht, die Hebel zu betätigen, die hinsichtlich Fairness und Nachhaltigkeit die stärksten, realistischsten Auswirkungen mit sich bringen.

      Aber ich will ja nicht zu viel verraten.

  2. Hallo Rachel!

    Ich habe von den beiden Jungs und dem Smartphone noch nie was gehört. Schön, dass ich nun die Möglichkeit bekommen habe mehr von diesem Konzept zu erfahren. Ohne bestimmte Markennamen zu nennen, kann schon gesagt werden, dass der Smartphonemarkt von zwei großen Unternehmen dominiert wird. Da ist der Eintritt in solch einem Markt durchaus mit Herausforderungen verbunden.

    Aber da es fast „Mode“ geworden ist jedes Jahr das Smartphone zu wechseln, ist die Nachfrage recht hoch. Aber genau das ist, was dieses Konzept anders machen will. Und das begrüße ich sehr! Ich finde es ja schon doof, dass ich zwei Smartphones mit mir rum trage. Eins für die Arbeit, das extra auf Englisch eingestellt ist, da ich viel mit englischen Kunden zu tun habe und auch viel englisch telefonieren muss. An sich habe ich viel mit englischsprechenden Kunden zu tun. Glücklicherweise arbeitet mein Arbeitgeber eng mit uebersetzungen-hoiss.at zusammen, sodass herausfordernde Texte oftmals für uns übersetzt werden. Und dann habe ich noch ein privates Smartphone. Aber das private habe ich nun auch schon über 3 Jahre… es reagiert langsam und hängt sich oft auf, aber ich will egtl. nicht schon wieder ein neues kaufen. Na ja…

    Nochmals vielen Dank für das interessante Interview.

    1. Diesen Punkt sich gegen den jährlichen Neukauf eines Smartphones zu wenden finde ich ebenfalls total genial. Mich hat meine Arbeit mit meinem Gerät zunehmend frustriert letztes Jahr, weil ich einfach keine tollen Bilder mehr machen konnte, der Akku permanent abgeschmiert ist und ich nachher auch gar nicht mehr wusste, wie das Bild in etwa aussehen würde, wenn ich es knipse…

      Wenn SHIFT das schafft, ein tolles modaleres Gerät zu entwickeln, dann bin ich so dankbar und froh!!

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