Zum Inhalt springen

Meine Sicht auf echte Nachhaltigkeit

Echte Nachhaltigkeit 02

sieht so aus, dass ich unter ihr ein Leben im Einklang mit der Natur, meinen Mitmenschen – hier und woanders sowie heute und wannanders – und den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen verstehe. Diese idealistische Sicht versuchen umzusetzen, das ist für mich echte Nachhaltigkeit. Mit all dem Scheitern und all den Rückschlägen, die ein solcher Versuch mit sich bringen kann.

Meine echte Nachhaltigkeit

Diese Definition allein ist schon ausreichend, um aufzuzeigen, wie unmöglich Nachhaltigkeit für alle ist. Erstaunlicherweise betrifft das auch noch andere Begriffe und Umstände, wie beispielsweise Gerechtigkeit für alle. Oder Reichtum für alle. Oder Gleichberechtigung. Das führt an dieser Stelle jetzt zu weit, doch Idealismus scheint hier nicht angebracht. Obwohl ich mich doch so sehr danach sehne. An seiner Umsetzbarkeit.

Trotzdem, halten wir mal an diesem, meinen stark verkürzten und idealistischen Nachhaltigkeitsbegriff fest. Die vergangenen Jahre und Jahrzehnte haben wir nicht so sehr auf unsere Umwelt geachtet. Wir haben Wirtschaftswachstum angestrebt, wir sind auf jede technologische Weiterentwicklung aufgesprungen und lassen inzwischen Seltene Erden in der Herstellung von Smartphones, Tablets und anderen Entertainment-Gerätschaften verarbeiten. Dabei geht es nicht darum Seltene Erden zu hinterfragen. Ihren Nutzen, den sie an dem Ort, wo sie geborgen werden, zu untersuchen und sie vielleicht einfach nicht abzubauen, steht kaum bis nicht zur Diskussion.

Denn dann können wir uns ja nicht unterhalten, liken, verlinken, Link-Partys feiern, Kindern das Tablet zuschieben und uns nach Feierabend berieseln lassen. Ich weiß, das Ganze ist furchtbar schwarz-weiß. Es ist überspitzt und einfach mal als das bezeichnet, was es ist. Viele werden es als dogmatisch empfinden und hören. Das tut mir leid, doch manchmal muss ich es einfach feststellen. Denn letztendlich lebe auch ich in meinem Alltag mit diesem Fehlverhalten. Inzwischen komme ich damit jedoch klar. Ich finde es nicht toll. Dass mein Leben jeden Tag, mit der Entscheidung zwischen Pest und Cholera konfrontiert ist, wird mir jeden Tag aufs Neue schmerzlich bewusst. Ich gehe damit so um:

  1. Ich lebe mit diesem Widerspruch.
  2. Weiterhin strebe ich nach echter Nachhaltigkeit
  3. und gebe nicht auf
  4. jeden Tag den nächsten kleinen, nachhaltigen Schritt zu gehen.
  5. Wenn nicht ich, wer dann?

Umgesetzte ist echte Nachhaltigkeit

Ich bin auch eine dieser netzaffinen Tanten, die gerne auf Blogs, Plattformen und allgemein im Web unterwegs ist. Denn natürlich birgt es ebenfalls großes Know-How, vor allem und besonders in Sachen Nachhaltigkeit. Sonst wüsste ich zum Beispiel nichts von den riesigen Plastikmüllteppichen auf unseren Weltmeeren. Wie auch? Ich fliege nicht, ich mache keine Kreuzfahrt, weil ich weiß, dass es zu viele Ressourcen verschwendet, die wir nicht zur Verfügung haben.

Dauerbeleuchtung in großen Städten, in Styrodur verpackte Wohnhäuser, Plastikmüll und Verpackungen in allen Gewässern, Mikroplastik im Honig, gesundheitsschädliche Substanzen in Süßigkeiten, umkippende Meere und Flüsse, ein Rückgang von Insekten und Vögeln…

Das System, in dem wir leben ist zu komplex als dass wir jedwede Konsequenz unseres Handelns überblicken, geschweige denn auf ökologische Nachhaltigkeit ausrichten könnten. Darum geht es mir aber gar nicht. Für mich ist echte Nachhaltigkeit, die, welche sich mit den gegebenen Voraussetzungen des jeweiligen individuellen Alltages auseinandersetzt.

Hinterfragen

Im Job wurde ich heute gefragt, was das denn heißen soll? Plastikfrei? „Was für ein Quatsch. Alles ist aus Plastik. Deine Schuhsohle, dein Auto…“ Stimmt. Diese Person hat recht. Außer meine Schuhsohle. Die nicht, doch für einen Jugendlichen völlig irrelevant in dieser Situation.

Und weiter? Was bedeutet das denn nun für mich? Autos benötigen Kunststoffe, sonst werden sie zu schwer und können uns nicht von A nach B transportieren. Dann verzichte ich wo immer möglich auf das Fahrzeug. „Nein, Rachel. Das kannst du auch nicht. Dann kannst du nicht mehr arbeiten.“ So, was machen wir dann? Doch auch diese Frage will nicht gehört werden. Ich glaube, wir MÜSSEN uns diese Fragen stellen.

Viel zu selten stellen wir diese ernst gemeinten Fragen. Ähnliches beobachte ich in anderen Kontexten. „Vegan zu leben ist viel, viel besser, weil Veganismus einen Weg aus der Massentierhaltung bietet.“ – Stimmt. Weniger Rinder und Schweine, weniger Futteranbauflächen für diese Tiere, weniger CO2, weniger Tierquälerei. Dafür weichen wir auf Produkte aus, die uns suggerieren nach Schnitzel zu schmecken. Dieses Soja muss ja auch erst einmal zu solchen Fertigprodukten verarbeitet werden. Mit Maschinen. Und dann wird es noch verpackt. Mit Maschinen. In Kunststoff. Wo ist da die Nachhaltigkeit geblieben? Wo haben wir sie verloren? Von diesen ambivalenten Situationen könnte ich einige bringen. Wir benötigen dafür weitere Werte, für die wir eintreten und stehen wollen, wie zum Beispiel gegen Tierquälerei.

Für mich persönlich hat ein nachhaltiges Leben viel mit persönlicher Authentizität, Umsetzung und Sozialverträglichkeit zu tun.

Wie ist das bei euch? Wie sieht eure echte Nachhaltigkeit aus?

 

Dir hat dieser Artikel gefallen? Hast du auch den zur  grundsätzlichen Fragen nach Nachhaltigkeit gelesen? Du findest ihn hier.

Während der letzten Wochen ist mir auch nochmal ein Buch eingefallen, dass ich vor einigen Jahren gelesen habe: Tiere essen von Jonathan Safran Foer. Hier entlang.

Die Schwierigkeit von Nachhaltigkeit und wie schnell wir uns selber in die Tasche lügen, findet ihr in der Buchbeschreibung zu Ende mit der Märchenstunde von Kathrin Hartmann. Hier klicken.

13 Gedanken zu „Meine Sicht auf echte Nachhaltigkeit“

  1. Ich sehe es wie du! Ich versuche so nachhaltig wie möglich zu leben und komme da aber zum einen ganz oft an „echte“ Grenzen und aber auch an solche Grenzen die ich sicherlich überwinden könnte. Damit meine ich z.B. das Thema Auto. Ich könnte auch mit dem Fahrrad fahren, vielleicht wäre dann ein Lastenfahrrad praktisch, aber ich müsste dafür täglich mehrere Kilometer zurücklegen und das auch im Winter. Aktuell lässt sich das mit meinem Alltag nur äußerst schwer vereinbaren. In unserem Haushalt gibt es noch so viel zu tun um überhaupt von „Nachhaltigkeit“ sprechen zu können. Was „echte Nachhaltigkeit“ für mich persönlich ist? Schwierige Frage – darüber muss ich erst einmal genauer nachdenke. Ich habe mittlerweile schon ein Problem mit dem Begriff der „Nachhaltigkeit“, da mir durch bspw. Greenwashing immer weniger transparent ist, was wirklich nachhaltig und gut ist und was nur den Anschein macht.
    Danke für den Gedankenanstoß!

  2. Ich stimme Dir vollkommen zu.
    Beim Lesen Deiner Zeilen kam mir noch ein weiterer Gedanke. Nachhaltiges Blog-Lesen. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich von Blog zu Blog fliege. Ich hatte es schon mal in einem meiner Posts erwähnt. Dieses hin- und her fliegen, sich keine Zeit nehmen langsam zu lesen, vielleicht an einem anderen Tag noch mal zu lesen, dafür nehme ich mir keine Zeit. Ich selber fühle mich manchmal unter Druck gesetzt, weil ich nur einen Post in der Woche absetze. Den Geschichten und Gedanken der anderen nachhaltig Raum und Zeit in meinem Bloggerleben geben. Auch das ist ein Form von Nachhaltigkeit – finde ich .
    Danke für Deine Zeilen.

  3. Hallo!

    Danke für´s zum Nachdenken bringen. Nachhaltigkeit ist für mich schon länger ein Thema und wird es wahrscheinlich für immer bleiben, denn wie du schon sagst, es ist eben ambivalent. Wo fängt man an, wo hört man auf? Wo kann ich Abstriche machen? Was ist mir wirklich wichtig? Welche Werte will ich meinem Kind vorleben?
    An dem Begriff Nachhaltigkeit hängen tausend Fragen. Ich finde wichtig diesen immer wieder nach zu gehen und dein Artikel hat das bestärkt. Danke.

    Liebe Grüße Evelyn

    1. 1000 Fragen. Das sehe ich auch so. Und manchmal kommt es dann tatsächlich vor, dass egal, was ich entscheide, richtig grün ist es nicht oder aber … nur bedingt. Von so vielen anderen Dingen. Und trotzdem bleiben wir dran! Danke für dein Feedback, deinen Kommentar und all dein Pushen über deine Kanäle. Das freut mich sehr!

  4. Pingback: Meine liebsten Blogartikel der Woche - 20.-26.11.2017 - Agentenkind

  5. Liebe Rachel,

    deine Denkanstöße und Überlegungen sind wichtig. Sie inspirieren wieder andere, die dann kleine Schritte tun und wieder zumindest ein bißchen was ändern. Ein bißchen ist immerhin besser als nichts.
    Ich bin noch weit entfernt von eurer Nachhaltigkeit und trotzdem so viel weiter als vor 10 Jahren. Und es wird weiter gehen in kleinen Schritten, die für uns machbar sind. Dieses Jahr gab es keine Flüssigseife, beim Einkaufen gibt es keine Plastikeutel mehr, unser Müll für die gelbe Tonne hat sich deutlich reduziert. Geschenke wurden genäht statt gekauft und zum Teil aus alten Klamotten wunderschön recycelt. Wenn das noch mehr hinbekommen, ist das nicht genug, aber ein Schritt in die richtige Richtung.

    Liebe Grüße
    Cornelia

    1. Ich weiß gar nicht, ob wir so viel weiter sind. Weiter als wir vor zehn Jahren – ja das trifft auch auf uns zu. aber weiter als irgendwer – nein, das glaube ich nicht. Wir verzeichnen regelmäßig Rück- und Fehlschläge. Aber wir geben nicht auf, wie Maria es so schön geschrieben hat.

      Und es ist genial, dass ihr euch alle meldet. Dadurch weiß ich, wenn ich wieder einmal verzweifel, ich bin nicht allein. Danke!

  6. Hallo Rachel,

    ich beschäftige mich erst seit kurzer Zeit mit den Themen Nachhaltigkeit / Genügsamkeit / Ansprüchen und den Herausforderungen, die diese Themen in unserem hochmodernen und aus ökologischer Sicht so sehr verwinkelten Alltag mit sich bringen… Du hast meine Gedanken ins Schwarze getroffen, als du schreibst, dass ernst gemeinte Fragen an sich selbst und das genauere Untersuchen der eigenen Möglichkeiten der Nachhaltigkeit immer wieder neu gestellt werden müssen und nicht einfach mit „Ja mache ich“ beantwortet sind!
    Ich habe beschlossen, bei „sozialer Nachhaltigkeit“ zu beginnen und mich auf wertvolle und liebe Freundschaften zu konzentrieren, anstatt hier und da und letztendlich doch nirgends herumzuflattern. Außerdem beginne ich mit dem wohl grundlegendsten und einfachsten Schritt: Aussortieren des viel zu vollen Kleiderschranks.
    Danke für deine Inspirationen.

    1. Danke liebe Joanna. Das freut mich! Dass du meinen Gedankenkern erfasst hast.

      Mein Kleiderschrank ist tatsächlich einer der Orte, der inzwischen am leersten ist. Ich laufe hier mit Klamotten rum… Manchmal bin ich erstaunt, dass Menschen trotzdem mit mir arbeiten wollen. ;)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert