Gibt es die überhaupt? Worin liegen denn die tatsächlichen Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn ich auf Nachhaltigkeit umstellen möchte? Nachhaltig bleiben, nachhaltig werden, nachhaltig sein. Alles dasselbe, fruchtbar schwammig, da lass ich es lieber sein. Oder? Nein.
Nachhaltig bleiben
In der vergangenen Woche ging es darum, wie ich als Rachel oder auch mit meiner Familie Nachhaltigkeit lebe, in welchen Bereichen wir nachhaltig geworden sind und wo wir unbedingt noch nachhaltig werden wollen. Dabei haben wir uns als Familie für kleine Schritte entschieden. Und noch viel wichtiger: Einfach loszugehen. Wenn nicht wir, wer dann?
Die 1. Woche #nachhaltigwerden: Ein Rückblick
Die erste Woche unserer Challenge liegt nun hinter uns. Rede ich von uns, dann meine ich die beiden Mit-Initiatorinnen Andrea und Susanne und euch alle, die ihr schon eingestiegen seid und kräftig mit postet.
In der vergangenen Woche ging es um ganz konkrete Lebensbereiche, in denen Nachhaltigkeit eine Rolle spielt oder spielen kann. Schnell hat sich eine Vermutung bestätigt, wir sind alle ganz unterschiedlich weit in den jeweiligen Lebensbereichen, was ich persönlich als sehr wertvoll erlebe. Dadurch ergeben sich vielfältige Erfahrungen und Erlebnisse darüber, was bei dem einen funktioniert, bei dem anderen jedoch nicht gefruchtet hat. Tipps wurden und werden ausgetauscht, Nachfragen entstehen: Wie macht ihr das denn?
Schnell stellte sich heraus: Bei diesem „unterschiedlich weit“ gibt es nicht den einen Weg und die eine Richtung. Schließlich befinden wir uns in ganz verschiedenen Lebenssituationen. Sei es auf dem Land oder in der Stadt, mit Kindern oder ohne Kinder, in einer Wohnung oder einem Haus, mit Omas und Opas in der unmittelbaren Umgebung oder eben „weit ab vom Schuss“. Unsere Lebenssituationen sind so individuell, dass auch die umgesetzte Nachhaltigkeit immer wieder anders ausschaut, wenngleich natürlicher und näher am achtsamen Leben. Natürlich macht es einen Unterschied, ob sich jemand schon seit acht Jahren mit einem nachhaltigen Leben auseinandersetzt oder aber seit zwei Jahren. Na und? Who cares?
Hinzukommt, dass wir aus ganz unterschiedlichen Richtungen an das Thema unserer Challenge herangetreten sind. Der eine war schon immer Vegetarier oder Veganer, der andere ist seit Jugendjahren bei Greenpeace oder NABU aktiv. Wieder eine andere kommt aufgrund von Minimalismus und Achtsamkeit zu der Sehnsucht nach einem nachhaltigeren Leben und probiert einfach aus. Noch einer hat Kinder und macht sich seitdem Gedanken oder die eine, die von allem ein bisschen in sich arbeiten spürt.
Trotz all dieser Unterschiede erlebe ich auf meinen SocialMedia-Kanälen ganz viel Offenheit und gegenseitige Wertschätzung. Meine vorangegangene Spannung „Wie wird das werden?“ hat das Erleben abgelöst „Wir supporten uns hier nach Leibeskräften.“
Was ist mit den Schwierigkeiten?
Denn natürlich erfolgt ein Umstellen auf nachhaltige Routinen nicht durch einen Fingerschnips. Manchmal habe ich bei dem ein oder anderen rausgelesen: „Wir schaffen das an der Stelle nicht. Es geht einfach nicht. Wir haben es schon ausprobiert.“ Oder: “ Boar, ihr seid alle schon so weit. Ich lass es besser sein. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“
Darin mit schwingt häufig die Sorge und Befürchtung nicht gut abzuschneiden oder sowieso keinen Schritt voranzukommen, obwohl wir doch alle so gerne wollen. Dann lass ich es besser doch sein, weil es vertane Liebesmüh ist. Kennt ihr, oder?!
Wie gehen wir mit Schwierigkeiten und unserem alltäglichen Scheitern um?
Ich kenne das. Ich kenne das und ich weiß, dass wir immer wieder, nicht nur wöchentlich, manchmal auch täglich scheitern. Das Wort scheitern wollte ich gerade wieder austauschen gegen eine mildere Alternative und habe mich jetzt doch noch einmal umentschieden. Wieso denn? Wieso soll ich das Kind nicht beim Namen nennen? Ja, wir scheitern. Meine Familie und ich scheitern immer wieder und es ist in Ordnung.
Es besteht Verbesserungsbedarf – absolut. Routinen müssen manchmal neu entwickelt werden, damit sie in unseren Familienalltag passen, uns nicht stressen und uns nachhaltig bleiben lassen. Immer wieder wird modifiziert und neu gedacht.
Altes ist manchmal überholbedürftig. Manchmal werden kleine Schrauben gedreht, manchmal Dinge komplett auf den Kopf gestellt. Dann gibt es auch die Momente, in denen wir es bleiben lassen, weil Nachhaltigkeit in dem Bereich aktuell gar nicht oder nur ganz rudimentär umsetzbar ist. Zwei Tage später, vielleicht auch erst nach einem halben Jahr, haben wir die Lösung gefunden, die noch viel mehr Nachhaltigkeit in unseren Alltag bringt: Hurra! So ist Leben.
Motivation fürs „nachhaltig bleiben“
Dran bleiben. In kleinen Schritten. Das ist das, was ich meinen Kindern vorleben möchte. Gleichzeitig ist es das, was ich mir für all meine Vorträge und Workshops, oder auch Gespräche über den Gartenzaun oder auf dem Spielplatz wünsche: Im Gespräch bleiben. Nicht trotz, sondern wegen der Schwierigkeiten in der Umsetzung von Nachhaltigkeit.
Wir dürfen uns nicht zu großen Erwartungen aussetzen. Weder uns noch unser Gegenüber. Und wenn wir ehrlich mit uns selber sind, dann können wir auch den Fehl- oder Rückschlag des anderen viel besser einordnen, sofern das überhaupt nötig ist. In kleinen Schritten weitergehen, das ist unsere Devise. Denn plötzlich merkten wir, „WOW!! Wie weit wir als Familie schon gekommen sind.“ Wir müssen losgehen, wenn uns an einer guten Zukunft unserer Kinder gelegen ist.
Wenn nicht wir, wer dann?!
Nachhaltig bleiben trotz Rückschlägen?
Irgendwer meinte während der letzten Woche: „Der Mensch strebt nach Entwicklung.“ Das glaube ich auch. Und für diese Entwicklung benötigen wir Rückschläge. Wir dürfen Fehler machen, damit wir uns weiterentwickeln. Schwierig wird es in meinen Augen nur, wenn wir uns in dieser Entwicklung treiben lassen. Wenn wir uns vor lauter Hast und Eile nicht die Zeit nehmen und durchdenken.
Macht es beispielsweise Sinn, alles an Obst und Gemüse zusätzlich zu verpacken? Natürlich gibt es scheinbare Gründe, aber die massiven Folgen für unsere Ozeane, hatte niemand im Blick. Der Gedanke #thinkglobalactlocal von Sina Trinkwalder ist mir letzte Woche wiederholt in den Kopf gekommen und trifft es ganz gut.
Jetzt ist das Wissen da, aber wir sind zu behäbig, etwas daran zu ändern. Das ist schwierig und wir müssen verantwortungsvoller, unabhängiger von wirtschaftlichen Gedanken Entscheidungen treffen. Auf allen Ebenen. Der kleine Mann, wie auch die großen Unternehmen. Inzwischen sind wir eine große Masse an Menschen geworden, die etwas ändern können. Aber immer noch dauern solche Veränderungen – zumindest für mein Empfinden – viel zu lange an. Trotzdem: Die Plastiktüten aus einigen Supermärkten haben wir abgeschafft. Andere werben damit eben nicht mehr nur Gemüse nach bestimmten DIN-Vorschriften zu verkaufen, sondern auch krumme sowie schiefe Wurzeln und Früchte.
Auf den Einzelnen kommt es an. Auf seine Schritte in Richtung Nachhaltigkeit. Rückschläge und Schwierigkeiten sind Chancen. Aber dazu kommen wir während unserer Challenge später noch.
#nachhaltigwerden, nachhaltig bleiben
In der zweiten Woche geht es also um die Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind. Die Themen der Tagesaufgabe könnt ihr hier in diesem Artikel einsehen. Ich hoffe, dass ihr dabei bleibt und auch weiter mit uns geht.
Seid ihr dabei? Bleibt ihr dabei?
Hier mal noch ein Link über meinen Besuch auf der FairGoods. Ein Tag, an dem ich hin und hergerissen war. Trotzdem bin ich froh, dass es solche Veranstaltungen gibt. Wir brauchen sie, aber lest selbst.
Das ist ein Artikel, in dem es explizit um Rückschläge in Sachen Minimalismus und Entrümpeln geht. Er trifft allerdings auch auf Nachhaltigkeit zu. Meine Herangehensweise mit diesen und anderen aufkommenden Schwierigkeiten in der Umsetzung, findet ihr dort nochmal schön auf den Punkt gebracht.
Liebe Rachel, was an meisten an mir nagt ist, dass ich bislang fast jedes Jahr einmal in die Ferien geflogen bin (und auch 2018 ein Flug geplant ist, um meinen ausgewanderten Bruder zu besuchen). Irgendwo habe ich gelesen, dass die Flugreisen den grössten Schaden der Natur (Klimaerwärmung..) anrichten – und da kommen mir meine Bemühungen sonst im Leben fast lächerlich vor. Ich habe mir deshalb fest vorgenommen, ab 2019 vielleicht nur noch alle 5 Jahre (oder gar nicht mehr) zu fliegen. Mittlerweile komme ich langsam auch immer mehr dazu, den Verzicht auf Fliegen nicht als Verlust zu sehen. Ich wäre sofort dafür, die Flugpreise mit hohen Kompensationsbeiträgen zu versehen – das Fliegen ist in meinen Augen viel zu günstig, schon fast pervers. Falls es dazu einen Vorstoss geben sollte, würde ich gleich unterschreiben. Vielleicht weiss jemand was diesbezüglich? Liebe Grüsse, Tina
Ich will auf Onlinebestellungen nicht verzichten. Auch Lebensmittel. Seit sie plastikfrei verpacken geht mehr zu Bruch, kommt erst gar nicht an und am Ende ist auch nichts gespart weil noch mehr bedruckter Pappemüll. Fliege auch schon lange nicht mehr. Vorallem sieht man ja auch nix von den Ländern dabei. Wegen Dauerregen heize ich seit Tagen ein unbenutztes Zimmer. Weil die Wäsche sonst nicht trocken wird. Trockner will ich nicht. Macht die Sachen kaputt. Also ja, es gibt viele Punkte, wo ich anders handele als es gut wäre.
Hallo Rachel,
ich hätte da anzubieten:
– meine Teenagermädchen, die sich vom Taschengeld Limo in PET-Flaschen kaufen und Süßigkeiten in Palstikverpackungen
– wieso kann ich nicht auf Fleisch verzichten? Wär so gerne Veganer…
– mein Mann lässt sich nicht von Ököstrom überzeugen..
– ich bin im Oktober doppelt soviel Auto gefahren, als ich sollte…
– Ich arbeite in einem Betrieb der Shoppingzentren mit Bling-bling-Werbung ausstattet. Was bringt da mein eigener Shopping-Boykott?
Fragen über Fragen..und machmal Frust.
Liebe Grüße Daniela
Hey ihr,
ich versuche auch die Erfolge zu ehren, denn die Rückschläge oder ich nenne sie auch gerne temporäre Grenzen kommen täglich. Damit umzugehen (ein einfaches leben in einer Welt des Überflusses umzusetzen) lernen wird wohl eine Lebensaufgabe bleiben. Es ist ja immer alles im Wandel und jeden Tag muss man sich neu orientieren. Grade bin ich frustriert. Ich mache Carsharing mit meiner Schwiegermutter (super Sache) Sie fährt unter der Woche und ich kann das Auto für meine Wochenendarbeit haben. Doch jetzt ist der Waagen nach nur 10 Jahren hinüber und mein Schwiegervater hat entschieden einen Neuwagen zu kaufen. Für mich ein absolutes NoGo! Ist das jetzt das Ende unserer umweltfreundlichen Vereinbarung? Es bleibt spannend. Wie gehe ich jetzt damit um? Was bewegt die anti Neuwagen-Haltung in meiner Familie? Danke für die Möglichkeit hier ein paar Kopf-und Herzensangelegenheiten mit Gleichgesinnten teilen zu können. Das tut echt gut.