Ich stehe vor unserem kaputten Bulli. Neben mir der leere Einkaufskorb, nachdenklich richte ich den Blick in die grauen Wolken. Wie sähe unser Familienleben aus, führen wir mit einem Lastenrad unsere alltäglichen Wege? Zum Kindergarten, zum Einkauf und in den Urlaub? Wahrscheinlich, vermutlich, wären die Abschaffung der kaputten Dieselschleuder vor mir und eine komplette Umstrukturierung unseres Familienlebens nötig, um dem Klimawandel von meiner Seite mal nachhaltig etwas entgegenzusetzen. – So klingt es mir in den Ohren.
Der Klimawandel und ich
Doch ganz alleine? Was ist mit der Politik? Und den anderen? Wird es uns gelingen, die fortschreitende Erderwärmung auf 1,5° Grad zu beschränken? Erneuerbare Energien, Energiewende – mein Kopf brummt. Was hat das mit der Automobilindustrie, meinem Einkaufskorb und einer konsumorientierten Gesellschaft, die den Black Friday feiert, zu tun?
So einiges.
Doch noch viel wichtiger die Frage: Wie wenden wir den Klimawandel ab? Geht das überhaupt?
Klimawandel, ein Dieselfahrzeug und Black Friday – von allem zu viel
Vor einiger Zeit war Black Friday
Mein Mann und ich sind gestern Abend zusammen ausgegangen. Es war Abend und die Geschäfte hatten alle geschlossen. Aber die Überbleibsel dieses berühmt berüchtigten Tages waren noch zu sehen: Family Friday, Green Friday, 20% zusätzliche Rabatte und so weiter und so fort. Das ist die Realität, in der ich lebe. Auch mein E-Mail-Postfach hat an diesem besagten Tag fortwährend Nachrichten von Sonderpreisen und „tollen“ Aktionen erhalten.
Und das Dieselfahrzeug?
Vor drei Jahren haben wir uns einen Bulli zugelegt. Ich weiß, dass wir damals viel hin und her diskutiert haben. Ich wollte nicht dieses typische Autofahrmodell, das ich von so vielen Verwandten und Bekannten kenne: Ich kaufe mir einen Jahreswagen, finanziere ihn für drei Jahre und danach tausche ich ihn zurück. Gebe ihn in Zahlung und nehme erneut einen Jahreswagen. Sowohl mit meiner konsumkritischen Brille als auch mit meinem grün schlagenden Herz, kam und kommt das einfach nicht in Frage.
Der Mann hatte als Hauptdiskussionsgrundlage, die mit diesem Auto verbundene Freiheit. Die Möglichkeiten, die wir durch ein solches Auto geboten bekamen, waren toll: Urlaub machen, wo wir wollen, immer genügend Plätze für Fahrgemeinschaften und übernachten auf Rädern. Für jetzt toll, nicht auf lange Sicht und natürlich auch nicht auf den Rest der Gesellschaft bezogen.
Doch Diesel bleibt Diesel. Ein Benziner bleibt ein Benziner. Selbst ein Elektroauto, mit seinen Akkus, für die Lithium benötigt wird, bleibt ein Elektroauto. Mir sticht die Problematik unserer Mobilität grundsätzlich bei jedem Auto ins Auge.
Nun ist der Bulli kaputt. Ja, unsere Dieselschleuder musste in die Werkstatt und erneut stehen wir vor der Frage, ob wir dieses Fahrzeug dem Erdboden gleich machen oder nicht. Warum? Nun ja, die Hintergründe und Umstände sind vielfältig. Neben der erhöhten Feinstaubbelastung, die dieses Auto und auch Benziner produzieren, kommen vielfältige Gründe zusammen. Zum gefühlten 1000. Mal suchen wir nach Lösungen, dieses Auto zu ersetzen, weniger zu fahren und ganz abzugeben. Bei all diesen Gründen geht es um gelebte Nachhaltigkeit und, natürlich, den Klimawandel. Ein Zeichen unserer Zeit, wie ich finde.
1,5° Grad
Das Eis am Nordpol schmilzt, das Klima verändert sich durch unser menschliches Zutun und insbesondere wir in der nördlichen Hemisphäre, verhalten uns zum Großteil so, als dass es uns
a) nichts angeht
b) nichts mit uns zu tun hat und
c) wir auch keine Verantwortung für das tragen, was mit diesem Planeten passiert.
Die gute Nachricht: Es tut sich was.
Doch langsam kommt Bewegung in dieses Thema Klimawandel. Familien tun sich zusammen und verklagen die EU sich nicht an den im Pariser Abkommen festgehaltenen Klimazielen zu orientieren. Deutsche Biobauern klagen gegen die Bundesrepublik und der Hambacher Forst darf nicht weiter von RWE abgeholzt werden und Ecosia, eine grüne Öko-Suchmaschine bietet an dieses Stück Wald abzukaufen.
Die schlechte Nachricht
Wir haben nicht ganz so viel Zeit und sowohl Verhalten als auch Denke spiegeln viel dieser Einstellung wider: „Globalisierung ist gut. Aber nur so lange, wie wir keine Verantwortung übernehmen müssen. Spielzeug aus China, Smartphones und ihre seltenen Erden aus dem Kongo. Globalisierung ist gut, solange sie uns scheinbar nichts kostet. Dabei sind die Kosten verheerend.“
Auch ein Benziner ist nicht viel sauberer als ein Diesel. Und ein Elektroauto? Fragen wir doch mal die Landwirte aus Chile und die indigenen Völker dieser Gegend. Was halten sie vom Lithium-Abbau, der für unseren europäischen Bedarf und eine mögliche Verkehrswende zum Elektroauto notwendig ist?
Gelebte Nachhaltigkeit ist schwierig
Es ist nicht so, dass ich per se gegen Elektromobilität bin. ÜBERHAUPT GAR NICHT. Ich finde es so großartig, dass Unternehmen entstehen, die sich Gedanken darüber machen, wie ihr Fußabdruck ausschaut, den sie durch ihr Wirtschaften hinterlassen.
Ich glaube wirklich, dass wir Veränderungen benötigen und zwar auf ganz vielen Ebenen. Als Einzelne sollten wir Druck ausüben, so sehr uns das auch nerven und anstrengen sollte. Es geht einfacher, wenn wir viele sind.
Daher ist es großartig, wenn Unternehmen, mit wirklicher Öko-Energie versorgen will und das als Teil der Gemeinwohlökonomie. Was eine Gemeinwohlökonomie ist, könnt ihr am besten hier nachlesen. Auch, was dieses Wort bedeutet, wozu sich Unternehmen verpflichten und auf was für einer Basis sie erstellt wird, auf welchen Werten eine solche Bilanz basiert.
Mit 1,5° Celsius in die UN-Klimakonferenz 2018
Anfang Dezember findet dieses Jahr in Katowice die UN – Klimakonferenz statt. Manchmal erscheint mir das so unglaublich weit weg. Dabei ist es so dringend notwendig, dass wir auf unseren Straßen und in den Häusern, in allem WIRKLICH nachhaltiger und reduzierter leben.
Für schlechte Luft zur Klimakonferenz in Polen ist zumindest schon gesorgt, hier eine Podcastfolge von rtv (bis Mitte 2019 verfügbar), die ein bißchen dazu berichtet, wie es in Katowice jetzt gerade aussieht.
Und auch wenn wir schon Ende November haben, bin ich erstaunt, kaum was zur UN-Klimakonfernz in den Medien zu lesen oder zu hören. Klar, wenn ich suche, dann finde ich Nachrichten und Informationen. In meine Nachrichtenkanäle wird mir jedoch nur sehr wenig reingespült. Wie ist das dann mit demjenigen, der nicht nach diesen Berichterstattungen sucht?
Das Thema ist brandheiß und wichtig. Wichtig, weil es um unser Klima geht. Es ist aktuell und insbesondere nach einem so trockenen Jahr wie diesem nicht ausblendbar. Oder etwa doch? Selbst in Wikipedia finde ich viele Informationen zu dieser wichtigen Konferenz in Polen.
Der Klimawandel ist Realität
Seine Ursachen vielleicht noch nicht bis ins tiefste Detail erforscht, aber die bestehende Wechselwirkung mit unserem menschlichen Verhalten, Leben, Konsumieren und Verschwenden von Ressourcen schon belegt. Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) veröffentlichte vor etwa drei Wochen den Ressourcenbericht 2060, zu dem ich hier in Form einer Podcastfolge vom Deutschlandfunk ein paar Informationen gefunden habe. In dem Bericht wird sowohl eine Verdopplung des weltweiten Rohstoffverbrauchs bis 2060 als auch der globalen CO2-Emissionen vorhergesagt. Das muss man sich mal vorstellen. Wir verbrauchen und verbrauchen und verbrauchen.
Es wird deutlich: Um dem Klimawandel zu verlangsamen und die Erderwärmung auf 1,5°Celsius zu beschränken, ist es jedoch erforderlich, dass wir unseren Verbrauch runterfahren, insbesondere, weil wir immer mehr werden.
Was ich gerne hätte…
Die Politik schafft Anreize, dass es für mich als Verbraucherin einfacher wird, nachhaltiger und besonnener zu konsumieren. Genauso wie für Unternehmen aus Wirtschaft und Industrie Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht nur attraktiver, sondern beides durch Verbote schlichtweg eingefordert wird. Ressourcen schonen, wiederverwenden und eben nicht obsolete Produkte herstellen, darum geht’s. Unternehmen, wie solche, mit denen ich zusammenarbeite, schaffen in meinen Augen Raum, die Welt zu verändern, so dass wir alle Raum und Platz haben.
Unsere Verschwendung, unser Klimawandel
Der Verschwendung zu begegnen und Einhalt zu gebieten, hat zur Konsequenz dem Klimawandel zu begegnen und vielleicht ja auch die Erderwärmung auf 1,5° Celsius zu beschränken.
Und: Ich bin nicht allein. Da draußen gibt es viele Menschen, die den Schuss gehört haben. Wir sind nicht allein. Daher haben Alex von livelifegreen und ich uns auch nochmal zusammen getan und haben euch in den letzten Wochen durch unseren Klima-Advent geführt. Was das war, könnt ihr euch hier nochmal anschauen.
Was mache ich also mit diesem alten Auto, das wir benutzen wollten, bis es nicht mehr fährt? Dieser Bulli, den wir gar nicht so häufig fahren wollten, wie wir es zur Zeit tun? Wir recherchieren noch. Ja.
Ein Plan muss her
Doch bis wir eine Lösung für dieses alte Gefährt haben, machen wir uns einen Plan:
Wie wollen wir unsere Mobilität in den nächsten Jahren organisieren? E-Bike? Lastenrad? Sport? Elektroauto? Eigenen Strom produzieren, mit dem wir dann außerdem ein imaginäres E-Auto betanken?
Und bis dahin, wird…
… weiterhin mehr und mehr müllfrei eingekauft, Energie gespart, ein Energiekonzept für unsere Familie erstellt, Kleidung und Dinge des alltäglichen Gebrauchs Second Hand gekauft, eigener Besitz getauscht, im Garten gearbeitet, mehr gelaufen, statt gefahren, nicht geshoppt (- wer mich kennt, weiß, dass DAS meine große Errungenschaft des Minimalismus ist, denn shoppen war noch nie mein Ding -)…
Was ist mir dir? Brauchst du noch ein paar Tipps, um Energie zu sparen? Womit heizt ihr eigentlich? Wie warm braucht ihr es?
1,5°Grad, der Klimawandel und du? Was bedeutet das?
Ich wohne schon immer so, dass ich kein Auto brauche. Hab keinen Führerschein. Verbinde Auto auch nicht mit Freiheit. Bin 2 mal mitgefahren in den letzten 10 Jahren. Nur bei meinen Umzügen. Ich erreiche hier in der Stadt alles zu Fuß. Wohne trotzdem mitten im Grünen. Straße ist mein Kommunikationszentrum. Da treffe ich Menschen. Das will ich nicht hinter Glas. Und ich muss das Geld nicht verdienen. Das ist Freiheit.
Wir heizen mit Holz aus unserem Wald, produzieren viele Nahrungsmittel selbst (Fleisch, Eier, Essig, Obst, Gemüse, etc.), fliegen niemals, fahren nur alle paar Jahre einmal auf Urlaub, leben äußerst konsumreduziert, fahren eine alte Schrottkiste, bis sie nicht mehr geht …. aber: Wenn das Auto den Geist aufgibt, kaufen wir definitiv wieder eines, gebraucht natürlich (Bus oder Van, weil wir zu sechst sind). Niemals nie würde ich auf das Auto verzichten wollen. Wir leben am A… der Welt, was wunderbar und herrlich ist, aber halt weit weg vom Schuss. Es gibt einen öffentlichen Bus, den wir auch nutzen, aber ich hasse Radfahren (dazu ist es mir auch zu bergig hier bzw. im Winter geht das sowieso nicht). Mein Auto ist in gewisser Hinsicht sicher Luxus und umweltschädlich, aber dafür verzichte ich gern auf andere Dinge.
Eine Berliner Kita hat 2 Lastenräder und verleiht sie kostenlos an Eltern. Vielleicht kannst du das ja in deiner Kita anstoßen, Rage. Wenn ich einen Garten hätte, würde ich mir gerade am liebsten einen Naturgarten anlegen.
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