In den vergangenen Jahren habe ich mich viel mit Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Dazu zählte, wie wir als Familie unseren Stromverbrauch irgendwie mehr und mehr reduzieren konnten, genauso wie wir jeden Tag mehr Müll einsparten und zu weniger CO2 – Ausstoß beitrugen. Und auch wenn sich mit der Zeit immer mal wieder das Gefühl einstellt „Ich weiß ja schon ziemlich gut Bescheid.“ – regt sich spätestens in diesem Moment bei mir dir Skepsis. „Du weißt so Vieles einfach gar nicht oder noch nicht, Rachel!“ Meistens kommt es in dem Moment zu einem neuen Aha! – Erlebnis. Wie zum Beispiel letztes Jahr als ich mir die Frage stellte, „Wie kommt Mikroplastik ins Meer?“
Ich werf‘ kein Mikroplastik ins Meer!
Die wenigsten von uns gehen davon aus, dass sie unmittelbar damit zu tun haben, dass unsere Ozeane vermüllen oder wir mehr und mehr Mikroplastik über die Nahrung zu uns nehmen. Dass wir ein Problem mit Plastik haben, konnte ich vergangenes Jahr in diesem Blogartikel näher ausführen.
Ich esse doch kein Mikroplastik.
Dass wir bis zu 100 Mikroplastikteilchen während einer Mahlzeit zu uns nehmen, belegt jetzt eine aktuelle Studie, die ihr hier einsehen könnt. Utopia hat dazu ebenfalls näher berichtet. Dabei gelangen die Mikroplastikteilchen noch recht reduziert über das eigentliche Nahrungsmittel in unseren Organismus (- was ich ehrlich gesagt nicht sehr erleichternd finde – ), sondern über unsere Umgebung. Mikroskopisch kleine Kunststoffteilchen gelange durch synthetische Teppiche, Mikrofasertücher, Gardinen, Kleidung und Möbel auf unser Essen, das wir dann genüsslich verzehren.
Wie gelangt Mikroplastik ins Meer?
Auf zwei Arten gerät Mikroplastik ins Meer: Entweder über Land oder unmittelbar im und am Wasser. Meist sprechen wir von Zahlen, die bei 80% und 20% liegen. Dabei machen 80% den Teil an Mikroplastikteilchen aus, die am Land entstehen und ins Meer gespült werden. Nur 20% geraten unmittelbar am Meer ins Wasser und zerstören unsere Meeresökosysteme.
Diese Zahlen sind total erstaunlich und waren mir persönlich bis Anfang letzten Jahr nicht bekannt. Ich hätte nicht gedacht, dass nur 20% der Verschmutzung auf und in den Meeren entstehen. Ich dachte diese Zahl wäre größer. In dieser letzten Zahl finden sich illegal entsorgte Abfälle, genauso wie Schiffsunfälle, bei denen Müll verloren geht, Geisternetze (herrenlose Fischfangnetze), Lackpartikel von Schiffsfarben und Plastikmüll von Schiffen und Stränden wider.
7 Wege, über die Mikroplastik ins Meer gelangt
Der weit größere Anteil an Mikroplastik gelangt vom Land ins Meer. Unserem Abwasser kommt hierbei eine besondere Rolle zu, da unsere Klärwerke schlichtweg damit überfordert sind, Mikroplastik aus dem Abwasser herauszufiltern. Sieben davon habe ich euch mal zusammengestellt.
Waschmaschinen
Bei jedem Waschgang verliert eine Nylonstrumpfhose bis zu 136.000 Kunststofffasern. Jetzt mag nicht jeder von euch eine Nylonstrumpfhose benutzen. Allerdings hat jeder von uns in seinen Klamotten synthetische Materialien (= Kunststoffe, wie Polyester, Elasthan) verarbeitet. Egal, ob Fleecejacken, Badeanzug, Laufbekleidung, Outdoorjacken. Sobald ihr diese Kleidung wascht, verliert sie winzig kleine Plastikteilchen, die ungefiltert ins Abwasser gelangen und nicht heraus gefiltert werden können.
Duschen
Beim Duschen, man glaubt es kaum, gelangt ebenfalls Mikroplastik ins Meer. Viele herkömmliche Duschgels beinhalten Kunststoffe als Bindemittel oder auch als Abriebmittel, wie beim Peeling. In einer solchen Duschgel-Flaschen befinden sich bis zu 330.000 Mikroplastikteilchen, die wir (un)wissentlich ins Abwasser abspülen.
Kosmetika
Dasselbe betrifft viele Kosmetika. Angefangen bei irgendwelchen Cremes, Sonnencremes über Lippenstift, bis hin zu anderen Schminkmaterialien. An Karneval gab es in der Sendung mit der Maus eine Folge, in der es um die Herstellung von Schminkfarben ging. Dabei handelt es ich um nichts anderes als Erdöl kombiniert mit Farbpigmenten, das wir uns ins Gesicht schmieren können, weil es entsprechend lang be- und verarbeitet wurde. (Ich saß bei dieser Folge auf dem Sofa und dachte: „Ja, genau! Warum schmieren wir uns das ins Gesicht? Warum scheint das kein anderer ähnlich abstrus, eklig und schädlich zu finden?“) Auch die Schminke will irgendwann wieder abgeschminkt werden. Reste davon gelangen IMMER ins Abwasser.
Verlust von Kunststoffgranulaten beim Transport
Um Gegenstände aus Plastik herzustellen, werden Kunststoffgranulate benötigt, die wiederum für ihre Herstellung von A nach B transportiert werden. Auch bei diesen Vorgängen wird Mikroplastik an die Umwelt abgegeben und verteilt sich sowohl auf dem Land als auch im Wasser.
Reifenabrieb
Den Reifenabrieb von Fahrzeugen hatte ich zunächst gar nicht auf dem Schirm. Aber klar, Autoreifen bestehen nun mal auch Kunststoffen. Neben dem sowieso vorliegenden CO2-Ausstoß ein weiterer für sich sprechender Grund, auf das Auto zu verzichten. Wir arbeiten als Familie schon an der nächsten Challenge.
Fahrbahnmarkierungen
Manchmal habe ich das Pech und die Fahrbahnmarkierungen stark befahrener Straßen werden dann erneuert, wenn ich dort entlang fahre. Vielleicht ist euch das auch schon passiert und ihr habt den unangenehmen Geruch wahrgenommen. Diese Markierungen lösen sich ebenfalls durch die Witterung und Befahrung, schließlich werden sie nicht umsonst erneuert, und gelange beim Zersetzen in die Kanalisation und irgendwann ins Abwasser.
Trampolin im Garten
Am Wochenende waren wir zu Besuch bei Freunden. Dort steht, genauso wie bei uns ein großes Trampolin im Garten. Schon ein paar Mal habe ich darüber nachgedacht, wie viele Plastikteilchen sich bei der Belastung und Nutzung dieses Geräts lösen und an die Umwelt abgegeben werden? (Ich weiß es nicht und freue mich, wenn ihr dazu Links habt.)
Denn dass diese Geräte Mikroplastik an die Umwelt abgeben ist klar. Zumindest die Schaumstoffverkleidungen der Stangen, die das Netz nach oben Spannen. Durch den Einfall der Sonnenstrahlen und meinen Blickwinkel an diesem Wochenende konnte ich winzige kleine Plastikteilchen durch die Luft fliegen sehen und frage mich, was ich jetzt mit unserem Trampolin machen soll?
Was tun gegen Mikroplastik?
Durch unser Abwasser, durch den Transport von Kunststoff-Granulaten und auch den Reifenabrieb auf unseren Straßen gelangt also Mikroplastik ins Meer. Einige dieser Dinge können wir beeinflussen. Für manches habe ich schlichtweg keine Lösung, die ich als Endverbraucher umsetzen kann. Denn nicht ich kann von Unternehmen per Gesetz einfordern, dass Transportwege entsprechend reglementiert werden.
Genauso wenig kann ich entscheiden, dass für Fahrbahnmarkierungen andere Farben und Materialien verwendet werden, als die ursprünglichen, um den Anteil an Mikroplastik zu reduzieren. Das erfordert Forschung und Entwicklung nachhaltiger und gesünderer Alternativen. Ich bin nur leider keine Chemikerin, die sich mit entsprechenden Rohstoffen auskennt und sie adäquat entwickeln und anpassen kann.
Meine Entscheidungen gegen Mikroplastik
Was ich aber tun kann, um meinen Anteil daran drastisch zu reduzieren, ist:
- keine Duschgels/Shampoos verwenden (Apps nutzen, die mir sagen, ob Mikroplastik enthalten ist. Wasser tut’s auch!)
- Kauf neuer Kunststoffgegenstände hinterfragen und ggfs. verzichten (Welche Gegenstände aus Plastik brauche ich wirklich?)
- Kleidung ohne oder mit nur geringem Synthetikanteil kaufen und tragen
- Kleidung aus Synthetik sehr bewusst und selten waschen
- Kosmetik auf Mikroplastik prüfen (Alternativen versuchen, Shampoo aus Roggenmehl oder Kakao, Deo aus Kokosöl und Natron…)
Neue Erkenntnisse teilen, Leben fair:ändern
Wie auch immer wir es halten, wir kennen alle immer nur einen kleinen Ausschnitt vom großen Ganzen, weil wir in unserer eigenen kleinen Filterblase „gefangen“ sind. Sowohl im weltweiten Internet als auch in unserer kleinen beschaulichen realen Welt.
Deswegen finde ich es so wichtig, dass wir uns gegenseitig weitererzählen, was wir wissen. Natürlich ist es wichtig Informationen und Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Und ja, das ist in unserer Welt bei der Fülle an Informationen auch nicht immer ganz so einfach.
Dennoch halte ich es für erforderlich, dass wir uns gemeinsam mit den Ausschnitten, die wir auf diese Welt und unsere Gesellschaft haben, ergänzen, uns zusammenstellen und uns einsetzen.
Hier für euch daher der Link zum aktuellen greenpeace magazin. Es geht ums Meer und auch das Titel Bild zeigt schon, dass auch Plastik ein Thema sein wird. Ich bin gespannt, wenn ich es gleich durchblättre.
Hier findet ihr noch zwei weitere Links zu Dateien vom BUND. Das eine ist ein Broschüre mit dem Titel Plastic – it’s not fantastic und wurde von SchülerInnen erstellt. Sie ist schon was älter und noch dringlicher als damals. Das andere ebenfalls eine knackige Zusammenstellung wichtiger Informationen zum Thema Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr.
Ich habe selber auch schon häufiger darüber geschrieben, wie wir als Familie versuchen gegen das Plastikimperium vorzugehen. Den dazugehörigen Artikel findet ihr hier.
Wenn ihr direkt loslegen wollt, schaut ihr am besten in diesen Artikel hinein.
Es gibt auch immer wieder interessante Experimente. Sei es das Herstellen von Spülmittel oder eine Challenge mit anderen Menschen via Instagram. Im Juni geht es übrigens wieder mit nachhaltigJETZT los, eine Challenge, die letztes Jahr wirklich gerockt hat. Hiermal der Link zum Blogartikel. Die dazugehörigen Termine findet ihr hier.
Wir haben ja unsere Umweltverschmutzungen ausgelagert in andere Länder. Also alles was da für mich produziert wird, wird in deren Flüsse geleitet. Grmpf! Mich nervt am meisten überall dieses Made in Germany. Hab hier noch keine regionale Baumwolle gesehen. Autoreifen waschen sich doch auch bei stehenden Autos aus. Am besten nix aus Plastik draußen stehen haben. Von mir ist da nix. Auf meiner Ökokosmetik in Plastiktuben steht drauf ohne Mikroplastik. Auch ein Witz! Jedes 5. Teil gelangt ja dann doch auf dem Meer ins Meer. Ich hätte weniger gedacht Also, ich kann nur meine kleine Welt verändern. Und das ist schon mühsam bis nicht möglich! Die Wasserleitungen sind ja auch aus Plastik.
Es gibt Mikroplastik sogar in Schminke !!
siehe
https://www.mooci.org/blog/mikroplastik-in-der-kosmetik/