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Earth Overshoot Day. Ein Leben auf Pump

Earth Overshoot Day MamaDenkt

Wir schreiben den 29.07.2019. Wieder haben wir es geschafft, das uns zur Verfügung stehende Budget natürlicher Ressourcen für dieses Jahr komplett aufzubrauchen. Es ist nichts mehr da. Das Konto ist leer. Ab heute schreiben wir rote Zahlen und leben auf Pump. Dieser Tag nennt sich seit geraumer Zeit: Earth Overshoot Day.

Was ist der Earth Overshoot Day?

Beim Earth Overshoot Day handelt es sich um den „Erdüberlastungstag“. Das ist der Tag, an dem wir unsere ökologischen Ressourcen aufgebraucht haben. Bei diesen Ressourcen handelt es sich zum Beispiel um ökologisch produktive Flächen, die für die Produktion von Nahrung, Holz und Fasern erforderlich sind, wie auch die Absorption von CO2 der Fossilenergie.

Stellt man einander gegenüber, was wir zur Verfügung haben und was wir tatsächlich verbrauchen, ergibt sich aus der Rechnung sehr schnell, dass wir aktuell nicht nur eine Erde innerhalb eines Jahres konsumieren, sondern im Durchschnitt 1,75 Erden. Würde die Weltbevölkerung den Konsum eines deutschen Durchschnittsbürgers betreiben, träte dieser Erdüberlastungstags sogar schon am 3.Mai 2019 ein und wir benötigten diesen Planeten ganze 3x.

Fakt ist: Wir begehen Raubbau an den Ressourcen nachfolgender Generationen. Meist mit einem Lächeln im Gesicht und dem Selbstverständnis: „Es ist ja nur der eine kurze Flug. Was macht meine Entscheidung dabei schon aus?“ Ich weiß, das hört keiner von uns sehr gerne. Vielleicht liest der ein oder die andere hier auch den erhobenen Zeigefinger raus. Mag sein. Ich selber scheitere oft, aber bleibe dran. Und es ist mittlerweile schon zu spät, um sich Zeit zu lassen.

Das Problem aktueller Klimaschutz-Bestrebungen

Man könnte jetzt sagen: Wir sind ja dabei. Überall werden grüne Alternativen gesucht und sogar schon Verbote erlassen, wie hinsichtlich der Strohhalme und so weiter. Ja, das ist richtig. Es geht los und tatsächlich schlägt es grüne Wellen. Aber werden diese ausreichen?

Bis 2050 das Ziel erreicht zu haben und endlich nur noch zu verbrauchen, was uns zur Verfügung steht, würde bedeuten, dass wir den Earth Overshoot Day jedes Jahr um mindestens 5 Tage nach hinten verschieben müssen. In den vergangenen Jahren sind wir in der Regel jedoch jedesmal ein paar Tage im Jahr nach vorne gerückt. Kurz: Wir benötigen schnell politisch eingeforderte einschneidende Forderungen und wirtschaftliche Bereitschaft sich nicht andauernd querzustellen, sondern ein Menschenrecht auf ökologische Unversehrtheit, auch wenn nicht niedergeschrieben, ernst zu nehmen und einzuhalten.

Verzicht ist nicht lukrativ

Tja nun, das würde dann wohl krassen und deutlichen Verzicht bedeuten. Etwas, das nicht gut ankommt, wenn man sich die großen Hoffnungen anschaut, die auf technologische Neuentwicklungen gesetzt werden; sei es das Elektroauto oder das Kosmetik-Pad aus Bambus.

Politisch, vor allem in Wahlkampfzeiten kommt das gar nicht gut an. Trotzdem:

Grüner Konsum ist nicht die Lösung

Niko Paech, ihr kennt ihn vielleicht im Rahmen seiner Idee einer Postwachstumökonomie, hat kürzlich in der taz einen großartigen Artikel zu diesem Dilemma verfasst. Wir haben uns in den letzten Jahren nicht eingeschränkt, sondern einfach nur andere, scheinbar grünere Dinge konsumiert. Dass es sich hierbei um eine grüne Seifenblase handelt, die platzt, zeigt sich am heutigen Earth Overshoot Day. Eine Rezension zu einem von Niko Paechs Büchern, findet ihr auch hier im Blog.

Es wird nicht reichen in dem Maße weiter zu konsumieren, wie wir es bislang tun, um der Erdüberlastung Einhalt zu gebieten und dieselbe nach hinten zu verlegen. Grüne Alternativen, technologische Entwicklung oder eine CO2-Steuer lösen unser Problem nicht im erforderlichen Maße.

Mein Fußabdruck, der Earth Overshoot Day und unsere Zukunft

Es gibt inzwischen einige Seiten, auf denen sich berechnen lässt, wie viele Ressourcen unser Lebensstil frisst. Der Earth Overshoot Day ist ein sehr passender Tag, sich das mal vorrechnen zu lassen.

Den ökologischen Rucksack meines Lebensstils berechnen

Es ist und bleibt eine Herausforderung das Gewicht des eigenen CO2-Ausstoßes auszurechnen. Unser Lebensstil lässt sich nur schwer in die verschiedenen Teilbereiche auseinander nehmen, differenzieren und wieder zusammenführen, um für den Einzelnen glasklare Berechnungen anzustellen. Aber, sie geben uns eine Richtung und ein Gefühl dafür, ob wir auf großem Fuß leben. Darüber, ob wir – zwar nicht über unsere finanziellen – aber über unsere ökologischen Verhältnisse leben. Und da, heute der Earth Overshoot Day ist, leben wir eindeutig über unseren zur Verfügung stehenden Ressourcen-Kontostand hinaus.

Der Earth Overshoot Day und die sich dahinter verbergenden Berechnungen zeigen sehr eindeutig, dass wir aktuell viel mehr konsumieren, als wir zur Verfügung haben. Was der Einzelne nun tatsächlich verbraucht, weil er für Geschäftsreisen Inlandsflüge bucht, eine Gasheizung in seiner Wohnung besitzt oder aber ein Elektroauto fährt und abends vor dem Flachbildschirm relaxed, gibt der ökologische Rucksack vom Wuppertal Institut her.

Mir persönlich gefällt dieser Ressourcen-Rechner sehr gut, weil er in verschiedene Lebensbereiche unterteilt: Wohnen, Konsum, Ernährung, Freizeit, Mobilität, Urlaub. Dadurch bietet er Ansatzpunkte, die verschiedenen Lebensbereiche Schritt für Schritt anzugehen. Es überfordert mich nicht, mich erst bei unseren Einkäufen oder in Sachen Mobilität schlauer zu machen. Vielleicht fällt es mir auch viel leichter erstmal meinen Urlaub zu überdenken, bevor ich meine Ernährung umstelle und der Rest der Familie nun auch vegetarisch oder aber vegan unterwegs sein soll. Eins nach dem anderen.

Hauptsache ich bleibe dran und reagiere unmittelbar, denn der Earth Overshoot Day kommt nicht erst. Er ist schon da.

Hallo Zukunft!

Was machen wir nun? Wie gehen wir mit diesem Dilemma um? Ja, die Klimakrise nervt, nehmen wir das mal als Feststellung hin. Doch dabei muss es ja nicht bleiben. Wir haben Möglichkeiten, das Leben zu verändern und vor allem, durch diesen Lebensstil und ganz klare, eindeutige Forderungen, das Ruder umzureißen.

3 konkrete ToDos den Earth Overshoot Day zu verschieben

Ich habe mal versucht zusammenzufassen, wo und wie wir handeln können. Dabei sind drei große Handlungsbereiche entstanden.

Mein Leben mit leichterem ökologischen Rucksack gestalten

Weniger ist mehr. Das ist das Ziel. Verzicht wird für ein größeres Ganzes dazu gehören. Früher oder später. Für alle. Denn darauf kommt es an. Nicht auf meine unmittelbare Bedürfniserfüllung in Sachen Luxus und Komfort.

Es liegt erstmal bei uns und unserem Lebensstil die Augen aufzuhalten und das Konzept Leben neu zu denken. Unserem Umfeld wird das auffallen und wie gesagt, früher oder später wird ein nachhaltigerer Lebensstil flächendeckend Einzug halten müssen, um unsere Existenz zu sichern.

Mit #Movethedate und #LiebeZukunft öffentliche Aufmerksamkeit gewinnen

Im Netz gibt es eine Reihe von Aktionen, die zum Ziel haben auf die nötigen Veränderungen hinzuweisen. Genauso wie #Fridaysforfuture und die damit verbundenen Schülerstreiks überall auf der Welt, die gehört werden und nun endlich Antworten erfordern.

Antworten von uns allen. Menschen werden durch solche Aktionen, sei es durch den am Freitag stattfindenden Streik oder ein Instagram-Fotowettbewerb einer Bank wie #LiebeZukunft von oikocredit auf die Problematik aufmerksam gemacht. Sie sind nicht wegzudenken und machen zum Thema, was schon so lange aussteht. Auch eine Kampagne wie #Movethedate, die den Earth Overshoot Day und Klimaschutz verknüpft, fordert dazu aus gemeinsam Ideen zu spinnen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.

#MoveTheDate bringt uns in Richtung One-Planet-Kompatibilität

Wir können den Trend umkehren. Wenn wir das Datum des Earth Overshoot Day um 5 Tage pro Jahr hinausschieben, wird die Menschheit vor 2050 «ein-Planet»-kompatibel … So würde beispielsweise die Ersetzung von 50% des Fleischkonsums durch eine vegetarische Ernährung das Datum des Überschreitungstages um 15 Tage hinausschieben …

Quelle: https://www.overshootday.org/newsroom/press-release-june-2019-german/

Solche Aktionen, Projekte und Kampagnen schaffen Anreize groß zu träumen und loszulegen.

Politisch aktiv werden

Das Wort Politik ist lateinischen Ursprungs, res publica. Dieses Wort, das inzwischen schon so negativ belastet ist, macht deutlich, dass es um die Sache der Öffentlichkeit geht.

Klimawandel, der Earth Overshoot Day sind Sache der Öffentlichkeit. Unsere Sache. Wenn wir Zukunft zu einem guten Ort machen wollen, dann müssen wir als größeres Ganzes aktiv werden. Mitunter politisch aktiv werden. (Vielleicht fernab von Parteienpolitik.)

Politik ist dennoch notwendig. Also sollten wir auf sie Einfluss nehmen und zwar mit allen Möglichkeiten, die uns gegeben sind. Denn schließlich geht es um unsere Existenz. Die Existenz aller.

Happy Earth Overshoot Day – nein!

Zum Feiern ist dieser Tag nicht. Vielmehr lasst uns in die Hände spucken, Veränderungen leben, ganz deutlich und offen und nach außen hin sichtbar. Lasst uns offline aktiv werden, durch Gespräche, Diskussionen und das Ändern von Altbekanntem. Online lasst uns teilen, was diesen Veränderungen entspricht und zuträglich ist – sei es eine Aktion auf Instagram oder Facebook oder wo auch immer.

Lasst uns sprechen über und mit Menschen, die Veränderungen leben und ihre positiven grünen Veränderungen weitergeben, damit wir diesen Earth Overshoot Day wieder nach hinten verschieben. Mitte August 2020 wäre doch ein Idee, was denkt ihr? Here we go!

Ihr wollt mehr zum Thema hier im Blog lesen?

Hier geht’s um noch mehr Klimawandel und die viel erwähnten 1,5°Grad.

Und ja, manchmal bin ich sehr frustriert und habe das Gefühl, ich komme nicht von der Stelle. Ich will doch nur die Welt retten.

Doch wenn ich dann Bücher lese, in denen Menschen sich nicht einschüchtern lassen, Missstände zum Thema machen und versuchen positiven Einfluss zu nehmen, steigert das meine Motivation ungemein. Wie zum Beispiel Anne, die sich dafür einsetzt, dass wir plastikfreier leben oder auch Alf-Tobias und Kirsten, die mit ihrem Buch Tipps geben, wie ein fairer und nachhaltiger Kleidungsstil aussehen kann.

Dass Weniger ist mehr und Minimalismus als einzelne Person oder aber auch als Familie möglich ist, davon bin ich überzeugt. Ein bisschen mit Bild und Ton findet ihr in meinem YouTube-Kanal. In diesem Video geht es um Minimalismus als Familie.

Ihr findet hier aber auch eine Reihe an Blogartikeln zur Minimalismus – Thematik.

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